Harburg/Lüneburg. War alles nur ein Traum? Hatte er in einem Phantom-Zug gesessen? Der 70-jährige Karl-Heinz Schulz war verwirrt, als er jetzt am Hauptbahnhof seine Fahrkarte zurückgeben wollte. Vier Stunden lang hatte er am vorigen Freitag in einem ICE mit Ziel München unter der niedersächsischen Sonne geschmort, nachdem der aus Altona kommende Zug zwischen Bardowick und Lüneburg liegen geblieben war. Nach drei Stunden endlich setzte sich der ICE, von einer Hilfslok gezogen, in Bewegung - aber keineswegs in Richtung Süden, sondern zurück nach Harburg. Dort sollten die Insassen ihre Fahrt erneut antreten.

Darauf hatte Karl-Heinz Schulz aber keine Lust. Er beschloss, Reise erst mal Reise sein zu lassen und die Fahrkarte zurückzugeben - und traf auf Bahnmitarbeiter, die von einer Panne nichts gehört hatten. Eine Sprecherin der Bahn bestätigte nun aber den Vorfall: Ein Fahrzeug einer nahe gelegenen Baustelle hatte demnach den Oberleitungsmast gerammt, anschließend hing Fahrdraht herunter und beschädigte die Stromabnehmer des heranfahrenden ICE. Passagiere, die mit Verspätung weiterfuhren, erhalten nun auf Antrag die Hälfte des Fahrpreises rückerstattet. Karl-Heinz Schulz hat das Ticket umgetauscht. Er will einen Zug am nächsten Freitag nehmen.