Im norddeutschen Gebälk knirscht es vernehmlich. Verantwortlich dafür ist Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Der SPD-Politiker hat es nach seinem grandiosen Einzug in Hamburg versäumt, sich bei seinen Nachbarn in Schleswig-Holstein vorzustellen. Schwerer als die harsche Kieler Kritik am Stil des Bürgermeisters wiegt ein weiteres Versäumnis. Scholz hat bisher offengelassen, wie es mit der im Bundesvergleich einzigartig engen Zusammenarbeit der beiden Länder weitergehen soll.

Die Antwort darauf ist für Schleswig-Holstein überlebenswichtig. Kiel kann seine ehrgeizigen Sparziele nur erreichen, wenn es weitere Aufgaben zusammen mit Hamburg erfüllt, Behörden fusioniert, Personal abbaut. Eine Wunschliste, auf der etwa Tandem-Lösungen bei Landesplanung, Luftverkehr und Landesrechnungshöfen stehen, verstaubt seit Monaten in der Schublade der Kieler Regierung.

Klarheit über den Kurs im Norden braucht nicht nur Kiel. Hamburgs Kassenlage ist zwar besser, aber auch die Metropole kann auf eine norddeutsche Rendite nicht verzichten. Hamburg ist auf seine Nachbarn angewiesen, vor allem auf Schleswig-Holstein. Eine Stadt, die wachsen will, stößt schnell an ihre Grenzen.

Kurzum: Scholz sollte seinen Antrittsbesuch in Kiel schnell nachholen und mit seinem Nachbarn das norddeutsche Haus ausbauen.