Hamburg. Heinrich Heine ahnte es schon früh: "Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen", warnte er 1821 - und wurde ein gutes Jahrhundert später schmerzlich bestätigt. In Hamburg gingen die ersten Bücher am 15. Mai 1933 in Flammen auf. Der Arbeitskreis "Bücherverbrennung - nie wieder!" wird auch in diesem Jahr mit Lesungen mahnend an dieses düstere Kapitel deutscher Geschichte erinnern.

Mit dabei sind die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano und Schauspieler Rolf Becker, der im Alter von zehn Jahren seinen Vater im Krieg verlor. "Ich möchte nicht, dass andere Kinder Ähnliches erleben." Dass Ex-Senator Wilhelm Rahlfs ihn vor drei Jahren während einer Lesung mit dem Gehstock attackierte, hielt ihn nicht davon ab, in diesem Jahr wieder mitzumachen. Auch Kurzentschlossene können am Dienstag zwischen 11 und 19 Uhr am Isebekkanal gegen das Vergessen lesen. Texte liegen bereit.

Wie aktuell das Thema Faschismus ist, zeigt Thomas Ebermann von der Vers- und Kaderschmiede am 16. Mai mit der szenischen Lesung "Der Kick": Vor neun Jahren quälten Neonazis im brandenburgischen Potzlow einen 16-Jährigen zu Tode. Die Texte sind authentische Aussagen der Dorfbewohner - "eine Orgie von Hässlichkeiten, dass es einem den Atem verschlägt". Die Lesung findet um 20 Uhr im Polittbüro (Steindamm 45) statt und kostet 15 Euro, ermäßigt 10 Euro.