Die Krankenkasse City BKK wird aufgelöst. In Hamburg fürchten jetzt 136 Angestellte um ihren Job. Die Schließung kostet bis zu 150 Millionen Euro.

Hamburg. Voller Zuversicht hatte Oliver Reken am 1. März sein neues Amt als Vorstand bei der City BKK angetreten. Damals zeigte er sich zuversichtlich, die neue Aufgabe unter schwierigen Bedingungen zu meistern. Doch da war es schon zu spät. Denn die Zahlen für das erste Quartal sind offenbar so schlecht ausgefallen, dass das Bundesversicherungsamt (BVA) die Schließung der Betriebskrankenkasse zum 1. Juli 2011 anordnete. Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Krankenkasse sei nicht mehr auf Dauer gesichert, sagte BVA-Präsident Maximilian Gaßner. Die Schließung werde bis zu 150 Millionen Euro kosten, die von den anderen Betriebskrankenkassen getragen werden müssen.

In Hamburg müssen sich jetzt 56 000 Versicherte in den nächsten Monaten eine neue Krankenkasse suchen. Bundesweit sind 168 000 Versicherte von der Schließung betroffen, die vor allem in den Städten Hamburg, Stuttgart und Berlin zu Hause sind. Die Krankenkasse hat insgesamt 400 Mitarbeiter, davon 136 in Hamburg. Die Beschäftigten zittern jetzt um ihren Job. "Wir haben erst in den nächsten Tagen eine Personalversammlung, wahrscheinlich werden wir alle gekündigt", sagte eine Mitarbeiterin.

Die Kunden der City BKK erhalten in der nächsten Woche einen Brief, der gleichzeitig als Kündigungsbestätigung gilt. "Eine Kündigung bei uns ist nicht mehr erforderlich", sagte eine Sprecherin. Mit dieser Bestätigung können sich die Versicherten eine neue gesetzliche Kasse suchen. Dort sind sie dann vom 1. Juli an versichert. Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet, jeden als Mitglied aufzunehmen, unabhängig von Krankheit oder Einkommen. Familienmitglieder werden beitragsfrei mitversichert. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät bei der Wahl der neuen Kasse, den kostenpflichtigen (drei Euro) Krankenkassenfinder der Stiftung Warentest zu nutzen. Im Internet gibt es aber auch kostenlose Vergleichsportale wie www.krankenkassen.de

"95 Prozent der Kassenleistungen sind identisch, doch bei den Zusatzleistungen gibt es durchaus Unterschiede", sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dazu zählen Kostenerstattungen für Haushaltshilfen, häusliche Pflege, Hospizleistungen, Vorsorgeuntersuchungen und einige Schutzimpfungen. Leistungsunterschiede gibt es auch bei den Naturheilverfahren.

Außerdem sollten Versicherte darauf achten, dass sie nicht in eine der zehn Kassen eintreten, die einen Zusatzbeitrag erheben. Dazu gehören auch die DAK mit acht Euro im Monat und die BKK für Heilberufe mit zehn Euro pro Monat. Eine ganze Reihe von Krankenkassen hat sich verpflichtet, in diesem Jahr keinen Zusatzbeitrag zu erheben. Dazu gehören die AOK Rheinland/Hamburg, die Barmer und die Techniker Krankenkasse. "Insgesamt ist es für Versicherte sehr schwer, die Finanzlage einer Krankenkasse einzuschätzen", sagt Florian Scharf von der Ratingagentur Assekurata. "Dafür haben die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht, sobald die Kasse einen Zusatzbeitrag einführt."

Das wurde der City BKK zum Verhängnis. Sie hatte zu Beginn des Jahres den Zusatzbeitrag von acht auf 15 Euro erhöht. "Dadurch haben zusätzlich junge und gesunde Mitglieder unsere Kasse verlassen", sagt Torsten Nowak von der City BKK. Er macht für die Schieflage die überalterte Mitgliederstruktur verantwortlich. Das konnte durch den Gesundheitsfonds nicht ausgeglichen werden. Die Krankenkasse war 2004 aus der Fusion der Betriebskrankenkasse des Landes Berlin und der Betriebskrankenkasse Hamburg entstanden. 2005 kamen noch zwei weitere Betriebskrankenkassen aus Baden-Württemberg hinzu.

Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen fürchtet keine weiteren Schließungen. "Die City BKK ist ein Sonderfall mit einer besonders ungünstigen Mitgliederstruktur", sagt Verbandssprecherin Christine Richter. "Am Ende sind die Mitglieder schneller davongelaufen, als die Sanierung greifen konnte."