Eine Beobachtung von Thomas Andre

Das Thalia wird demnächst, das haben das Stadttheater und das Internetportal ByteFM fest verabredet, öfter mal der Schauplatz von Popkonzerten sein. Neu ist das nicht: Auch das Schauspielhaus hat als Spielort für U-Kultur hergehalten. Beim Konzert von Jochen Distelmeyer und Gustav zeigten sich flugs, nach einigen irritierenden Momenten, die Vorteile bestuhlter Veranstaltungen, die normalerweise in kleineren Klubs stattfinden und oft Erfahrungen der sehr zwischenmenschlichen Art sind: Alles so schön eng hier. Die Theaterreihen sorgen für schöne Übersichtlichkeit. Kein Anstoßen mehr, kein Wettbewerb um den besten Platz. Den kriegt der, der im Zweifel mehr zahlt; in den (bestuhlten) Konzerten großer Mehrzweckarenen wie der O2 World ist das schon lange so.

Distelmeyers Fans sind etwas in die Jahre gekommen, sie gehören also zu dem Segment des Publikums, das für gewisse Annehmlichkeiten empfänglich ist. Wenn der Sturm und Drang in ruhige Wetterlagen übergegangen ist, ist es schön, eine Platzkarte zu haben und damit freie Sicht auf die Bühne - zumindest wenn alle sitzen. Die Besucher im Thalia sind unter Umständen dieselben, die statt auf Zeltplatz-Festivals zu Veranstaltungen mit Hotelanbindung wie dem Rolling-Stone-Weekender gehen. Bei den Konzerten dort stehen aber alle. Wie später auch im Thalia. Rock geht halt in die Beine, egal ob sich unter denen ein Sitz befindet oder nicht.