Ein Kommentar von Alexander Laux.

Wenn Manuel Neuer am 13. Juni in Durban gegen Australien im deutschen Tor steht, kommt der 24-Jährige erst zu seinem sechsten Länderspiel. Mit weniger Erfahrung ging noch kein deutscher Torhüter in ein WM-Turnier. Ein Wagnis?

Gut möglich, dass die Fußballwelt nach dem Turnier in Südafrika sagt: Unglaublich, welches Juwel hat denn der DFB da herausgebracht! Aber es besteht ebenso ein Restrisiko, dass dem Schalker in einem möglichen Achtelfinale gegen England ein entscheidender Fehler unterläuft.

Zu früh kommt das Turnier deshalb trotzdem nicht. Neuer passt als spielerisch starker Torwart perfekt in die von Joachim Löw geplante Taktik mit überfallartigen Angriffen. Schon früher hat der Bundestrainer bewiesen, dass mangelnde Erfahrung kein Ausschlusskriterium für einen Spieler ist, beispielsweise beim Einsatz von Jerome Boateng beim WM-Qualifikationsspiel in Moskau gegen Russland.

Wer jetzt an der Entscheidung Löws zweifelt, muss sich fragen, ob er nicht zu denen gehörte, die vor zehn Jahren, als der deutsche Fußball nach der EM in Belgien und den Niederlanden am Boden lag, nach gut ausgebildetem Nachwuchs riefen. Jetzt, da eine Generation mit unglaublich viel Qualität und Potenzial heranwächst, wäre es unzeitgemäß, einen 36-jährigen Jörg Butt ins Tor zu stellen. Und außerdem: Toni Turek brachte es vor der WM 1954 auch nur auf 14 Länderspiele, bei Bodo Illgner (18) waren es 1990 unwesentlich mehr.