Ein Glosse von Armgard Seegers

Was für eine Kombination! Eine Pfarrerin aus der Nähe von Kassel schreibt ihren ersten Krimi, "Rothard", und der Verlag Hoffmann und Campe verbindet die Ankündigung des Buches in seinem Herbst-Prospekt mit einer Postkarte, auf der ein Rezept steht. "Wildkaninchen mit Kapern" kann man da nachkochen, denn die Krimi-Heldin, Maxie Kaiser, ist Köchin. Als eine der Zutaten sind "3 Blätter Fingerhut" angegeben.

Fingerhut? Ist das nicht die Zierpflanze, vor der uns unsere Eltern immer gewarnt hatten? Schon zwei (!) Blätter davon können tödlich wirken. Verbindet die Autorin und Pfarrerin Tanja Griesel mit ihrem Krimi vielleicht einen "All Inclusive Service", und man bekommt mit dem Kauf dieses Buches die Beerdigung frei Haus? Oder will sich der Verlag klammheimlich mit dem Gericht unliebsame Kritiker vom Hals schaffen? Merkwürdig ist auch, dass das Rezept "in Kooperation mit dem ,Feinschmecker'" angekündigt wird. Jenem Magazin, das zum gleichen Verlag gehört und bei dem erst unlängst Dutzende von Mitarbeitern gehen mussten. Hatten die etwa selbst gekocht und gegessen?

In jedem Fall dient das harmlos rosafarben aussehende Rezept einer super PR-Aktion. Schließlich fällt man damit auf, inmitten der gefühlten 10 000 Prospekte, mit denen die Verlage halbjährlich ganze Redaktionsräume zuschütten. Zumal in einer Rückrufaktion nun dringend darum gebeten wird, das Rezept nicht nachzukochen. Der Begriff vom "sich totlesen" hat jedenfalls plötzlich eine ganz neue Bedeutung bekommen.