Der Masterplan-Entwurf für die zweite Halbzeit liegt vor. Hier sollen nun mehr Wohnungen, aber auch ein See entstehen

Dass es mit der zweiten Halbzeit jetzt flott vorangehen könnte - daran ließ Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der städtischen HafenCity GmbH, wenig Zweifel: "Sehen Sie hier", sagte er gestern bei der Präsentation des neuen Masterplans für Hamburgs Vorzeigestadtteil, "alles, was hier rot ist, werden Wohnungen." Und es ist viel Rot dabei in dem Plan, der jetzt die Marschrichtung für den noch brachliegenden Ostteil der HafenCity vorgeben soll. Zehn Jahre nach dem Baustart der ersten Gebäude im Westteil der HafenCity startet damit nun die grobe Überplanung des zweiten Teils eines ehemaligen Hafengebiets, das die Innenstadt bis zum Jahr 2025 um rund 40 Prozent erweitern soll.

Und mit der Fokussierung auf Wohnungsbau dürften Stadt und spätere Investoren derzeit auch auf eine starke Nachfrage stoßen. Auf mehr jedenfalls als auf dem Büromarkt, der im westlichen Teil der HafenCity im Übersee-Quartier derart ins Stocken geraten ist, dass dort nun städtische Behörden auf insgesamt 50 000 Quadratmetern selbst teuer Räume für einen Quadratmeterpreis von gut 15 Euro vom Investor anmieten müssen - was allerdings schon 2005 als Quasi-Subvention vertraglich geregelt worden war. "Wir sind hier im Ostteil nicht mehr so sehr vom Büromarkt abhängig", sagte Bruns-Berentelg dann auch sichtlich erleichtert.

Auf eine Kurzformel gebracht sieht der neue Masterplan folgende Schwerpunkte vor: mehr Wohnungen, ein neues Künstlerquartier, neue Brücken, neue U- und S-Bahnstationen sowie eine Freizeitinsel mitten im Hafenbecken. In den kommenden Wochen soll der Plan nun in der Öffentlichkeit vorgestellt werden, voraussichtlich im November will ihn der Senat verabschieden. Und schon 2011 und 2012 könnte mit dem Bau der ersten Brücken und Straßen begonnen, könnten erste Grundstücke für weitere Detailplanungen ausgeschrieben werden "Wir haben das Ziel, hier bezahlbaren, innerstädtischen Wohnraum zu schaffen", sagt Bürgermeister Ole von Beust (CDU).

Tatsächlich sieht der neue Masterplan rund 300 Wohnungen mehr vor als noch ursprünglich geplant: Etwa 5800 statt 5500 Wohnungen sollen nun in der HafenCity gebaut werden - davon 2800 nach hohen ökologischen Standards in den neuen östlichen Quartieren. Aus Sicht der oppositionellen SPD ist das viel zu zaghaft: "Im Osten der HafenCity müssten angesichts des angespannten Wohnungsmarktes viel mehr Wohnungen geplant werden", fordert SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote. Er bezweifele zudem, dass mit der teueren Erschließung der Grundstücke und der Forderung nach ebenfalls teuren Passivhäusern bezahlbarer Mietwohnungsbau überhaupt möglich sein wird. Grote: "Die HafenCity bleibt ein teueres Pflaster."

Unabhängig von dieser Kritik wird die Halbinsel am Baakenhafen nun der zentrale Wohnbereich der HafenCity: Nicht mehr kleine Stadthäuser, sondern größere Wohnhäuser mit fünf bis sieben Geschossen sollen dort gebaut werden. Im Erdgeschoss sind Laden- und Gewerbeflächen geplant. Das Konzept sieht dabei einen Mix aus Genossenschaftswohnungen, Sozialwohnungen und Eigentumswohnungen vor - auf die genaue Aufteilung oder gar mögliche Miethöhen wollte sich Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) allerdings nicht festlegen "Es gibt einen Trend zum innerstädtischen Wohnen - dem wollen wir Rechnung tragen", sagt sie lediglich. Sicherlich würden dort aber auch Mietwohnungen mit Quadratmeterpreisen im "einstelligen Euro-Bereich" angeboten.

In dem langen Hafenbecken Baakenhafen soll zudem eine Art Halbinsel aufgeschüttet werden, um Platz für eine Freizeitnutzung zu bekommen. Das hintere Ende wird dann durch einen Damm abgetrennt - dort ist ein von der Tide unabhängiger See geplant. Am Kopf der Halbinsel, der markant in die Norderelbe hineinragt, sieht der Masterplan Flächen für "repräsentative Bauten" vor, wie es bei der HafenCity GmbH heißt.

Oberbaudirektor Jörn Walter hatte bei früherer Gelegenheit in diesem Zusammenhang von einem möglichen Platz eines Nordstaat-Parlaments gesprochen - falls es denn zu einer solchen Fusion der nördlichen Bundesländer kommen sollte. Eine Straßenbrücke wird dem Plan zufolge die Halbinsel mit dem Festland verbinden.

Eine weitere Änderung gegenüber dem alten Masterplan von 2000 ergibt sich auch in dem Quartier Oberhafen, das zwischen Bahngleisen und Großmarkt liegt: Dort sollen die alten Schuppen nicht mehr abgerissen werden, wie lange geplant. Gedacht ist hier vielmehr ein Quartier mit günstigen Mieten für Künstler und Kreative. Anders als sonst in der HafenCity sollen die Grundstücke dort nicht mehr verkauft werden, sondern dauerhaft im Eigentum der Stadt bleiben. Geändert wurde auch die Planung für den Lohsepark, der nun deutlich länger und bis zur Norderelbe hin geführt werden soll.

Das neue HafenCity-Quartier Elbbrücken soll indes ein Stadtteil werden, in dem Büros, Hotels, Einzelhandel und Gastronomie dominieren, die quasi auch als eine Art Lärmriegel dienen. Im Inneren dieses Geschäftszentrums an den Elbbrücken sind noch einmal etwa 1000 Wohnungen geplant. Ganz im Osten auch hohe Türme: "Wenn in Hamburg Hochhäuser einmal gebaut werden sollen - dann hier an diesem zentralen Eingang zur Stadt", sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. Im Elbbrücken-Quartier sieht der Plan auch die Fortführung der HafenCity-U-Bahn (U 4) sowie eine neue S-Bahn-Station (S 3) vor, um dort einen Umsteigepunkt zu erhalten.

HafenCity-Geschäftsführer Bruns-Berentelg warnte allerdings davor, den Masterplan als einen festgelegten "Reißbrettplan" zu sehen, und verwies auf einen Vergleich mit dem Sport: "Der Masterplan ist sozusagen nur der Anlauf", so Bruns-Berentelg. Architekturwettbewerbe, Grundstückevergaben, Detailpläne - das stelle nun in den nächsten Jahren die eigentlichen Disziplinen dar.