Fast jeder der befragten 22 500 Polizisten gab an, im Lauf des Jahres 2009 mindestens einmal im Dienst bepöbelt und beleidigt worden zu sein. Knapp die Hälfte berichtete von Stößen, Schubsern, von Festhalten und Zerren. Seit fünf Jahren ist die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte massiv gestiegen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) stellte gestern in Berlin eine entsprechende Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) vor.

Die Studie hatte bereits im Vorfeld für Aufsehen gesorgt, weil mehrere Innensenatoren und -minister, darunter Hamburgs Christoph Ahlhaus (CDU), den Ausstieg erklärt hatten.

Fast jeder siebte der per Onlinebefragung interviewten Beamten gab an, im Jahr 2009 mindestens einmal mit einer Waffe bedroht worden zu sein. Mehr als jeder vierte Beamte erlitt Schläge oder Tritte.

Besonders in Festnahmesituationen kam es zu Attacken mit längerfristigen Folgen für die Gesundheit der betroffenen Beamten. Jede vierte Verletzung kam so zustande. Doch auch Streitereien im öffentlichen Raum enden laut der Studie oft mit Schlägen gegen Polizisten.

Einen extremen Anstieg der Zahlen gibt es bei Fällen, in denen Polizeibeamte leicht verletzt wurden. Im Vergleich der Jahre 2005 und 2009 stieg sie um 93,5 Prozent. Auch der Typus der Angreifer hat sich verändert. Die Gewalttäter sind jetzt jünger als früher und immer häufiger alkoholisiert. Minister Schünemann will die ersten Ergebnisse der Studie, an der sich zehn Bundesländer beteiligten, heute auf der Innenministerkonferenz einbringen.

In einem zweiten Evaluierungsschritt will das Kriminologische Forschungsinstitut näher auf die Täterstrukturen, die Folgen des Übergriffs auf die Beamten und die Konsequenzen für Täter eingehen.

Hamburg war unter anderem aus der Studie ausgestiegen, weil Polizisten nach kindlichen Gewalterfahrungen gefragt wurden.