Die sich täglich verschärfenden Spannungen in der Korea-Krise stellen ein politisches Paradoxon dar. Da wird mit einem Handelsembargo, mit Seemanövern, abgebrochenen Beziehungen und militärischen Drohungen eine Eskalation betrieben, an der beide Seiten eigentlich nicht das geringste Interesse haben. Alle beteiligten Parteien inklusive China und der USA würden in einem Korea-Krieg nur verlieren: die beiden koreanischen Staaten, weil sie zum Schlachtfeld würden, Nordkoreas Tyrannenregime zudem, weil es einen längeren Konflikt nicht durchhalten und unterwegs wohl implodieren würde, China, weil Millionen Verzweifelter seine Grenzen überrennen würden und der lukrative Handel mit Südkorea abstürzen würde - und die USA, weil eine Frontstellung zu Nordkoreas Alliiertem China sicherheits- und finanzpolitisch zu einem Desaster werden könnte. Außerdem ist Washington mit zwei Kriegen militärisch gut ausgelastet.

Zwar darf Nordkorea mit der Versenkung der südkoreanischen Korvette "Cheonan" nicht durchkommen. Allzu hoher Druck könnte das Regime jedoch zur Aggression reizen. Zurzeit ist die Gefahr eines Krieges noch gering, aber für isolierte, auf bizarren Ideologien gründende Despotien wie Nordkorea gelten die üblichen politischen Reflexe nur bedingt. Für Südkorea, die USA und China ist dies ein Mikado-Spiel mit sehr hohem Einsatz: die politischen Ziele zu erreichen, ohne alles zum Einsturz zu bringen.