Louis van Gaal und José Mourinho: Zehn Jahre nach ihrer Trennung kämpfen die Trainer von FC Bayern München und Inter Mailand um die Fußball-Krone in Europa.

Sie werden sich umarmen, das ist sicher. Schließlich ist es ein Duell unter Freunden, wenn Louis van Gaal, Trainer des FC Bayern München, und sein Kollege von Inter Mailand, José Mourinho, die große internationale Fußballbühne betreten. Diesen Sonnabendabend, beim Endspiel der Champions League in Madrid. Äußerlich sind die Unterschiede frappierend. Hier van Gaal, 58, der knorrige Holländer, dessen Anzug über dem Wohlstandbauch ein wenig spannt. Dort Mourinho, 47, der smarte Dressman, tiefengebräunt, der George Clooney des Trainergeschäfts. Drei Jahre arbeiteten sie einst zusammen beim FC Barcelona. Der Holländer als Chef; der Portugiese als Assistent. Drei Jahre, in denen eine Freundschaft wuchs.

Was erstaunlich ist - schließlich sind Freundschaften unter Alphatieren eher selten. Und geborene Anführer sind sie beide. Autoritär, selbstbewusst, immer haarscharf an der Grenze zur Arroganz.

"Es gibt Gott. Und dann komme ich", erklärte Mourinho einst die Machtverhältnisse beim FC Porto, wo er 2004 sensationell schon einmal die Champions League gewann. Als sein späterer Chef beim FC Chelsea, der russische Milliardär Roman Abramowitsch, einmal wagte, sich in sportliche Bereiche einzumischen, konterte Mourinho kühl: "Ich lasse mir nicht ins Tagesgeschäft reinreden. Niemand kann mir vorschreiben, welche Spieler ich kaufen soll." Einen wie ihn können nicht einmal Morddrohungen schocken, die er einst aus der portugiesischen Unterwelt erhielt. "Mein Sohn hat vor nichts und niemandem Angst", sagt Papa Felix voller Stolz.

Kollege van Gaal hat ein sehr ähnliches Weltbild. "Ich bin der Beste", dröhnte er etwa vor seinem Wechsel im vergangenen Sommer zum FC Bayern. Ein damals durchaus selbstbewusster Spruch, war er doch da noch Angestellter beim holländischen Klub AZ Alkmaar, nicht eben ein Verein aus der internationalen Beletage. Aber Selbstzweifel waren van Gaal schon in seiner aktiven Zeit fremd, obwohl er genau wie Mourinho nur ein durchschnittlicher Kicker war. "Er wusste alles besser, führte immer den Ton, duldete keinen Widerspruch", erinnert sich ein ehemaliger Trainer.

Entsprechend entschlossen führt van Gaal jetzt den FC Bayern. Als sich Luca Toni, immerhin Weltmeister-Stürmer, beim Essen hinfläzte, zog der Trainer ihn in die richtige Position: "Sitz gerade." Sein Führungsprinzip hat er jetzt anschaulich der "Bild" geschildert: "Ich treffe mit meinen Spielern Vereinbarungen. Das heißt: Ich gebe eine Richtung vor, der die Spieler folgen müssen."

Verblüffenderweise kommt bei den Millionären in kurzen Hosen dieser extrem autoritäre Führungsstil glänzend an. Es schimmert sogar so etwas wie Bewunderung durch, dass diese Trainer auch vor großen Namen keinen Halt machen. Es zählt am Ende nur die Leistung. Beim FC Bayern etwa müssen sich die Nationalstürmer Miroslav Klose und Mario Gomez seit Wochen mit der Rolle von Edeljokern zufriedengeben. Zudem setzen weder van Gaal noch Mourinho auf ein Klima der Angst. Im Gegenteil: Beide schaffen eine Art Bunkermentalität als Signal gegen all das Böse da draußen. "Du musst aus der Kabine kommen und dein Team beschützen", sagt Mourinho über seine "Krieger". Er legt sich für sein Team mit dem Schiedsrichter an, pöbelt gegen missliebige Trainer-Kollegen und Reporter. So treffen die Pfeile ihn - und nicht seine Spieler. Ganz entspannt plaudert er über seine Jahresgage von elf Millionen Euro, sonst ein extrem gut gehütetes Geheimnis in der Branche. Für Mourinho ist das Rekordsalär nichts weniger als der Ausweis seiner Extra-Klasse.

Zwei Brüder also im Geiste? Nicht ganz. Denn während Mourinho nur selten einen Blick hinter der Anführer-Fassade zulässt, zeigt van Gaal seit Wochen seine private Seite - so offen, dass die "Süddeutsche" bereits über die "Menschwerdung des Louis van Gaal" staunt. Der Holländer gibt sich als selbst ernanntes "Feierbiest", zeigt Entertainer-Qualitäten wie einst sein Landsmann Rudi Carrell. Er spricht sogar offen über Intimes: "Es ist wichtig, dass meine Frau und ich noch regelmäßig Liebe machen."

Heute Abend richtet sich der Fokus jedoch auf ein Ziel: die höchste Trophäe im Vereinsfußball, die Champions League. Und nur einer wird den Pott in den Abendhimmel von Madrid stemmen dürfen. Mourinho. Oder van Gaal.