Manfred Murck, 61, stellvertretender Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes.

Hamburger Abendblatt:

1. Welche Extremisten sind am gefährlichsten - Linke, Rechte oder Islamisten?

Manfred Murck:

Eine eindeutige Gewichtung macht wenig Sinn. Die Wahrscheinlichkeit der Taten und deren Schaden fallen weit auseinander. Man muss grundsätzlich jederzeit damit rechnen, dass Rechte Ausländer angreifen. Ebenso, dass Linke bei oder nach Demonstrationen gewalttätig werden. Die Wahrscheinlichkeit eines islamistischen Terror-Anschlags ist zwar viel geringer. Er würde allerdings ungleich mehr Opfer fordern.

2. Ist das Islamisten-Treffen in Hamburg bedenklich für die Sicherheit?

Nach jetzigem Erkenntnisstand geht keine unmittelbare Gefahr für die Stadt aus. Es werden dort unseres Wissens nach keine Straftaten geplant. Dann könnte das Treffen ja auch verboten werden. Ziel der Islamisten ist es, hier präsent zu sein. Es geht um die Einflussnahme der Verfechter der iranisch-islamischen Revolution auf die schiitische Gemeinde.

3. Wie viele Mitglieder des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) gehören zum radikalen Flügel?

Der Kreis der Mitarbeiter ist klein, etwa ein Dutzend mit verschiedenen Aufgaben. Und wirklichen Einfluss hat nur die Leitung, nicht die dort Beschäftigten. Die Gläubigen, bei den Freitagsgebeten sind es zumeist etwa 200, lassen sich nicht über einen religiösen Kamm scheren, auch ihre politischen Positionen gehen auseinander. Vielleicht versucht die neue Leitung gerade deshalb, das IZH wieder stärker an das Regime in Teheran anzubinden. Sie kann sich dabei auf ein Netzwerk von Vereinen in ganz Deutschland stützen. Der Kurs des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad und des Revolutionsführers Khamenei kann so verbreitet werden. Khamenei hat den aktuellen Leiter, der gleichzeitig der Imam ist, ins Amt gehoben.

4. Was kann getan werden, um ein Ausbreiten der Islamisten zu verhindern?

Man darf im Umgang mit dem IZH nicht naiv sein, darauf weisen wir seit Jahren hin. Dort geht es nicht nur um Religionsausübung, sondern um Propagierung der islamischen Revolution in der Tradition von Khomeini und Khamenei. Alles um einen Gottesstaat nach iranischem Muster. Hier wird Religion im Dienste der Macht betrieben.

5. Am IZH werden keine Anschläge geplant. Was macht es dennoch so gefährlich?

Es geht dort um die Verbreitung einer extremistischen Version des Islam und die Rechtfertigung einer Staatsdoktrin. Eines Islam und eines Staates, die es nicht so ernst meinen mit Demokratie und Menschenwürde. Das IZH ist Teil des Teheraner Herrschaftssystems, dies ist zuletzt wieder deutlicher geworden.