Denkmal für den bislang einzigen deutschen Schwergewichtsweltmeister im Boxen in seiner Wahlheimat Hollenstedt bei Hamburg enthüllt

Es bedurfte nur eines Blickes in das Gesicht von Herbert Woltmann, um zu verstehen, was dieser wolkenlose Freitagnachmittag für die Bewunderer von Max Schmeling bedeutete. Als der ehemalige Samtgemeindedirektor Woltmann um 18.51 Uhr mithalf, die rote Plane zu entfernen und das Denkmal zu enthüllen, das von nun an auf einem eigens aufgeschütteten Hügel vor den nach Schmeling benannten Sporthallen an den bislang einzigen deutschen Schwergewichtsweltmeister erinnert, da legte sich ein Strahlen über seine Züge. Woltmann, der die Boxlegende bis zu deren Tod am 2. Februar 2005 begleitet hatte, hatte zwei Jahre für dieses Denkmal gekämpft. "Dass es nun tatsächlich enthüllt ist, ist für mich ein Höhepunkt des Jahres und ein ganz besonderer Tag", sagt Woltmann.

Mehr als 2000 Menschen waren auf den Vorplatz der Sporthallen gekommen, um bei Gegrilltem und Bier dem berühmtesten Sohn der rund 3000 Einwohner zählenden Gemeinde Hollenstedt im Landkreis Harburg, 35 Kilometer Luftlinie vom Hamburger Rathaus entfernt, in einer rund 70-minütigen Feierstunde zu gedenken. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann, der wegen eines Staus rund 30 Minuten verspätet eingetroffen war und sich dafür einige Buhrufe gefallen lassen musste, würdigte in einer Laudatio Schmelings sportliche und menschliche Verdienste. In der ersten Reihe hörten die Ehrengäste aus dem Sport, unter ihnen HSV-Legende Uwe Seeler, Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko und Ex-Champion Henry Maske, der ein emotionales Grußwort sprach, aufmerksam zu. Maske: "Vielen Dank, dass du auch über den Tod hinaus ein Vorbild für mich bist."

Für Bildhauer Carsten Eggers war die monatelange Arbeit an der Vorlage für die Statue eine außergewöhnliche Erfahrung. Als Woltmann 2008 mit der Idee an ihn herantrat, glaubte der 52-Jährige zunächst an einen Scherz. "Ich hielt das für ein Gerücht, dass ausgerechnet ich ein Denkmal für den von mir hoch verehrten Max Schmeling schaffen sollte", sagt der Nottensdorfer Künstler. Und zunächst sah es auch ganz danach aus, als sollte Woltmanns Idee ein Hirngespinst bleiben. In der Gemeindevertretung wurde über Finanzierungsfragen ebenso hart gerungen wie über mögliche Standorte. "Wir hätten schon viel früher fertig sein können, wenn alle an einem Strang gezogen hätten", sagt Woltmann.

Den Ärger hatte er am Freitag jedoch spätestens mit dem ersten Glas Orangensaft hinuntergeschluckt. Dank der Unterstützung von rund 30 privaten Sponsoren kamen 42 623,51 Euro zusammen. Der Rest der Gesamtkosten von 63 000 Euro wurde über Sachspenden finanziert. So konnte Eggers zu Jahresbeginn aus rund 700 Kilogramm Ton die Vorlage für die Büste fertigen. Dafür bediente er sich Hunderten von Vorlagen. "Ich habe Fotos gesichtet, bestehende Büsten und alte Filme angeschaut, um eine möglichst detailgetreue Darstellung anfertigen zu können", sagt er. Herausgekommen ist ein Abbild von Schmelings Kopf mit Handtuch um den Hals, das in der Gießerei Schwab in Sprakel bei Münster in Bronze gegossen wurde. Inklusive Sockel misst es 2,10 Meter, die Büste allein ist 1,70 Meter hoch. "Die Erinnerung an Max Schmeling, dieses Idol für uns alle, lebt in unserer Gemeinde nun in besonderer Weise weiter. Darüber freuen wir uns sehr", sagte Samtgemeindebürgermeister Uwe Rennwald.

"Max wollte nie als Idol angesehen werden, er wollte ein normaler Mensch sein. Aber ich denke, dass ihm dieses Denkmal gefallen würde", sagte Florian Asche. Der Hamburger Jurist ist Vorstandsmitglied der 1991 gegründeten Max-Schmeling-Stiftung und freut sich sehr über den Schritt, den Schmelings Wahlheimat am Freitag in puncto Gedenken vorwärtsgekommen ist. Stiftung und Samtgemeinde hoffen nun auch auf einen Durchbruch in der weiteren Nutzung des Grundstücks, auf dem Schmeling von 1949 bis zu seinem Tod im Alter von 99 Jahren gelebt hatte. Sein Haus im Ortsteil Wenzendorf, das auf einem 87 Hektar großen Areal steht, hatte er mit seinem Ableben der Gemeinde vermacht. Es steht heute leer. Pläne, dort eine Gedenkstätte einzurichten, scheiterten bislang.

An den Mann, der einer der populärsten deutschen Einzelsportler der Geschichte ist, erinnert vor allem sein Grab auf dem Gemeindefriedhof, in das er am 4. Februar 2005 an die Seite seiner 1987 verstorbenen Ehefrau Anny Ondra gebettet worden war. Zudem gibt es die Max-Schmeling-Wasserrutsche im örtlichen Schwimmbad, die der Jahrhundert-Sportler mit einer spontanen Zuwendung von 230 000 Mark finanziert hatte, eine Max-Schmeling-Straße und einen Max-Schmeling-Weg.

Das Wichtigste jedoch ist die Erinnerung, die in den Köpfen von Schmelings Fans und Freunden weiterlebt und die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das neue Denkmal ist dafür eine Hilfe, auf die Woltmann und seine Mitstreiter stolz sein können.