“Bundesraat“ fordert eine Sprachquote im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Einen Internetanschluss haben die meisten Gäste im Kaisersaal zu Hause nicht. Trotzdem hören sie dem jungen Mann gespannt zu, der da vorn am Rednerpult über das sogenannte Web 2.0 referiert. Er tut das auf Hochdeutsch - und das ist etwas Besonderes, denn hier soll es doch um das Plattdeutsch gehen und darum, wie es in der Medienlandschaft abgebildet wird. Aber Matthias Kahrs, so heißt der Redner, kann sich auf Hochdeutsch nun mal besser ausdrücken. Er ist der Betreiber des Internetportals "Plattcast.de", mit dem er Plattdeutsch bei jungen Leuten bekannt machen und fördern will. Mit Videos und Texten, in sozialen Netzwerken und Communities.

Plattdeutsch lebt - diesen Eindruck hatte man zumindest bei der Tagung "Plattdeutsch in den Medien", die gestern im Hamburger Rathaus stattfand. Dazu passt auch, dass das vom Abendblatt herausgegebene Buch "Sprechen Sie Hamburgisch?" zu einem Verkaufsschlager avanciert ist. Darin werden wie in der gleichnamigen Rubrik im Lokalteil der Zeitung plattdeutsche Begriffe vorgestellt und erklärt - und zwar von den Lesern selbst. "Damit können wir ein Gedächtnis der Stadt schaffen", sagt der stellvertretende Chefredakteur Matthias Iken - übrigens auch auf Hochdeutsch. In der heutigen Ausgabe erscheint "Sprechen Sie Hamburgisch?" bereits in der 422. Folge (S. 8).

Vor allem aber ging es gestern auch darum, Kritik loszuwerden. Der "Bundesraat för Nedderdüütsch", der die Tagung veranstaltet hatte, fordert bereits seit 2009 eine Sprachquote für Plattdeutsch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk - für die rund 15 Millionen Deutsche, die Platt verstehen. Aber auch in anderen Medien solle die Sprache mehr gefördert werden.