Fortsetzungsfilme sind die Resteküche des Kinos. Sie schmecken fad und sind durchtränkt vom sicheren Wissen, dass es vor dem Aufwärmen besser geschmeckt hat. Nie ist der zweite Teil besser als der erste (wer sich aktuell überzeugen möchte, sehe sich das Missverständnis "Iron Man 2" an). Und noch nie ist man nach einem beglückenden Film aus dem Kino gekommen und hat gedacht: Hoffentlich drehen sie eine Fortsetzung.

Zum Glück gibt es wie bei jeder guten Regel Ausnahmen. "Wall Street 2" ist so eine Ausnahme. Ein Film, auf den man vielleicht nicht 23 Jahre sehnlich gewartet hat, aber der sich geradezu zwingend in unsere Gegenwart fügt. Wirtschaftszeitungen, die sich ja gemeinhin wenig um Filmpremieren kümmern, vermeldeten, dass Oliver Stones Werk in Cannes gezeigt werde. Michael Douglas äußerte sich im Blog des "Wall Street Journals" zum Verfahren gegen Goldman Sachs mit einer Selbstverständlichkeit, als habe er sich in den vergangenen Jahren ausschließlich mit Börsenkursen und Insiderhandel befasst.

Fiktion schlägt Realität? In diesem Fall wohl: ja. Gordon Gekko ist die Ikone, der Prototyp aller Hedgefonds-Manager. Seinetwegen sind Menschen ins Finanzgeschäft eingestiegen. Wenn Oliver Stone ihn jetzt zurück auf die Leinwand schickt, dann ist das mehr als nur Profitgier und Kalkül. Es ist die Überzeugung, dass Gekko der Mann der Stunde ist. Traurig, aber wahr.