Angeblich ist das einzigartige Gebäude nicht standfest, außerdem fehlen Flucht- und Rettungswege. SPD fordert seinen Erhalt

Leerstand und Verfall - das waren bislang die größten Gefahren für das Hundertwasser-Café in Ottensen, das seit Mitte vergangenen Jahres hinter einem Bauzaun im Dornröschenschlaf liegt. Jetzt ist eine weitere dazugekommen: Dem von dem bekannten österreichischen Künstler Friedensreich Hundertwasser gestalteten Gebäude droht der Abriss.

Der Eigentümer, die Bonner Wohnungsbau GmbH, plant auf dem Grundstück an der Behringstraße 60 familienfreundliche und günstige Mietwohnungen. Bislang war man im Bezirk davon ausgegangen, dass das Café in die neue Bebauung integriert werden sollte. Voruntersuchungen des Investors haben nun angeblich mangelnde statische Standfestigkeit von Gebäude und Galerie, unzureichende Flucht- und Rettungswege sowie einen mangelnden Energiestatus festgestellt. Das von der Wohnungsbaugesellschaft beauftragte Architektenteam hat den Abriss des Stadtcafés vorgeschlagen und will ein konventionelles Café in die geplante Bebauung integrieren.

Die SPD Altona will das verhindern. Im Hauptausschuss der Bezirksversammlung forderte sie jetzt in einem Antrag, dem einstimmig gefolgt wurde, das Stadtcafé durch einen unabhängigen Gutachter erneut prüfen zu lassen. Außerdem fordern sie den Eigentümer auf, das Gebäude bis zur Klärung des Sachverhaltes fachgerecht zu sichern. "Wir wollen verhindern, dass dieses kulturhistorisch bedeutsame Gebäude zwischenzeitlich zu einer nicht mehr sanierbaren Ruine verkommt", sagt Wolfgang Kaeser, Mitglied des Fraktionsvorstands.

Seit Juni 2009 steht das Hundertwasser-Café mittlerweile leer. 2006 hatte die Stadt das von Busunternehmer Rainer Bruns betriebene Café zu einem Preis von 1,15 Millionen Euro an den Hamburger Investor ICE verkauft - allerdings mit der Vorstellung, dass das einzigartige Gebäude und der angeschlossene Bruns-Betrieb "Alternativ Busreisen" erhalten blieben. Nach langen Verhandlungen zwischen Bezirk und Eigentümer wurde Anfang 2009 ein Bebauungsplan verabschiedet, der es ermöglichte, dass neben dem Stadtcafé 60 neue Wohnungen gebaut werden. Damit verbunden war jedoch ein städtebaulicher Vertrag, der den Erhalt des Cafés sicherte. Zwischenzeitlich hatte ICE das Grundstück allerdings an die Bonner Wohnungsbau GmbH verkauft. "Dem Bebauungsplan haben wir damals zugestimmt, weil ein Gutachten die Standfestigkeit des Cafés nachgewiesen hatte und einem Erhalt somit nichts im Wege stand", sagt Bezirkspolitiker Wolfgang Kaeser. Daher gehe er davon aus, dass das Hundertwasser-Café durch bauliche Nachbesserungen sehr wohl zu retten sei.