Die 15-Jährige sagt, es habe keine Zwangsheirat gegeben - doch die Jugendlichen glauben ihr nicht: “Familien spielen mit ihrem Leben“

Es war ein rätselhafter Hilferuf der Schüler des Gymnasiums Altona, der genauso plötzlich verstummte, wie er gekommen war. In einer E-Mail, die dem Abendblatt vorliegt, kündigte ein Schüler der 13. Klasse an, dass die Gymnasiasten der 15-jährigen Fatima helfen wollen - dem Mädchen aus Stellingen, das möglicherweise gegen seinen Willen nach Berlin verschleppt worden ist. "Wir fühlen uns verpflichtet, uns für die Freiheit unserer Mitschülerin einzusetzen", schreibt der Abiturient und bittet um Unterstützung. Am Dienstag initiierte er mit Klassenkameraden eine Schülerversammlung. "Wir wissen, dass sie nicht freiwillig weggegangen ist", sagte der Oberstufenschüler kurz vor dem Treffen in der Aula. "Jetzt wollen wir ihr Mut machen, die Wahrheit zu sagen." Wie berichtet, hatte Fatima mit Nachrichten an ihren Lehrer und an einen Freund auf ihre Notlage aufmerksam gemacht. Sie werde in Berlin-Spandau gegen ihren Willen festgehalten, habe Angst vor einer Zwangsheirat. Die Polizei brachte sie nach Hamburg. Nach Gesprächen mit dem Jugendamt wurde das Mädchen wieder zu seinen Eltern gelassen. Diese sollen ihre Tochter jedoch wieder nach Berlin geschickt haben, wo es eine Familienfeier gegeben haben soll.

Vergangene Woche sagte Fatima in einer polizeilichen Vernehmung, sie sei freiwillig nach Berlin gegangen und es habe keine Zwangsheirat gegeben. Ihre Mitschüler können das nicht glauben. In der E-Mail heißt es: "Bei der Versammlung wollen wir Aussagen von Fatima gegenüber Freunden bekannt geben, um den Druck auf die Familien zu erhöhen, die mit dem Leben eines Menschen spielen." Was bei dem 30-Minuten-Treffen tatsächlich besprochen wurde, blieb geheim. Die Schüler beschlossen, in der Öffentlichkeit nicht mehr über Fatima zu reden.