Senator Wersich verteidigt sein Konzept der Kindertagespflege

Klare Worte: "Mehr geht jetzt nicht", sagte Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) zur Kritik des Vereins der Tagesmütter, der hinter Senatsplänen zum Ausbau der Kindertagespflege das Ziel vermutet, "Billig-Krippen" zu etablieren. "Tatsächlich haben wir trotz der schweren Haushaltssituation deutliche Verbesserungen beschlossen", sagte der Senator dem Abendblatt.

Die schwarz-grüne Regierung will den Anteil der Kinder in Tagespflege erhöhen - auch weil diese Betreuungsform günstiger für die Stadt ist, wie aus einer Drucksache hervorgeht. Dafür sollen Anreize für Tagesmütter geschaffen werden - von neuen Qualifikationsstufen über eine Steigerung der Gehälter um bis zu zwölf Prozent bis zu höheren Zuschüssen, etwa zu den Mietkosten. Wie berichtet, hält der Verein der Tagesmütter diese Maßnahmen jedoch für wenig ausgegoren: Die Lohnerhöhung komme nicht bei allen an, zudem bräuchten auch alleine arbeitende Tagesmütter Zuschüsse - nicht nur die sogenannte Großtagespflege, wie der Senat es beabsichtigt.

Senator Wersich sagt offen, dass er gewerbliche Tagespflege ausbauen will: "Die Verbesserung für Zusammenschlüsse von drei oder mehr Tagespflegepersonen stellt einen Anreiz für diejenigen dar, die ihre Tätigkeit berufsmäßig ausüben wollen." Für alle anderen ändere sich nichts, sagte Wersich, der die Tagespflege im kleinen Rahmen auch "in ihrer Tradition als Nachbarschaftshilfe" erhalten wolle.

Kritiker sagen, dass in der Tagespflege niedrigere Standards als in Kitas gelten, der Senat also Verantwortung an Tagesmütter abgebe. So ist weder eine Raumgröße vorgeschrieben, noch müssen Außenflächen vorhanden sein, weil Tagesmütter auch Spielplätze besuchen können. "Maßstab für die Tagespflege, soweit sie eine Alternative zur Kita ist, müssen die durch die Bildungsempfehlungen vorgegebenen Standards sein", heißt es auch beim Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung. Sonst sei zu befürchten, dass sich als Kita-Konkurrenz eine "Version light" entwickele.

Senator Wersich widersprach indes der Kritik, wonach die Einführung eines Verpflegungsgeldes eine "versteckte Gebührenerhöhung" sei: Das Geld werde direkt an die Tagespflegemutter bezahlt, versicherte Wersich, um einen "kleinen Teil der Mehrkosten" (insgesamt vier Millionen Euro) zu decken, die in die Strukturen der Tagespflege fließen sollen. "Die Stadt übernimmt den Löwenanteil", sagte der Senator.

Carola Veit (SPD) sagte hingegen: "Wir lehnen die Essensgelderhöhung ab, weil es de facto eine Gebührenerhöhung ist." Sie bezweifle, dass die Senatspläne zum Ausbau der Krippenplätze bei Tagesmüttern realistisch seien: In den vergangenen Jahren sei die Zahl der Tagesmütter gesunken: "Ich sehe nicht, wie sich das ohne konkrete Anreize ändern soll."