Manchmal kommt man sich am Theater ja vor wie im Vorstadtzoo: Am liebsten haben es immer alle, wenn dem Affen Zucker gegeben wird.

Kein Wunder also, dass Kampnagel nicht ausgerechnet der Spatz im Spiel sein will, wie es vom Fachblatt "Theater Heute" gerade keck genannt wurde. "Kampnagel-Spatz", ausgerechnet! Dass der Spatz in der Tierwelt irgendwie Avantgarde sein würde, kann wohl niemand ernsthaft behaupten. Ein Allerweltspiepmatz, der in Fußgängerzonen herumhängt, Burger-Reste aufpickt und angeblich auch noch vom Aussterben bedroht ist. Das will ja nun kein Theater. Dabei hatte "Theater Heute" eigentlich nur einen absurden Kleinkrieg zwischen Spatz und Delphin kommentiert.

Gemeint sind Kampnagel, hier also der Spatz, und Schauspielhaus, dessen Delphin im Logo immer ein wenig aussieht, als würde er vor allem Frauen mit asymmetrischer Frisur, lila Strähne und einem langen Baumelohrring anspringen. Beide Theater zoffen sich derzeit um die Nutzung ihrer Werbekarten. Kampnagel geht seit zwei Jahren mit dem Spruch "Ja, ich will" auf Kundenfang, das Schauspielhaus bewirbt jetzt wortgleich einen Newsletter. Woraufhin Kampnagel frech die Schauspielhaus-Karten mit dem eigenen Logo überklebte und das Schauspielhaus postwendend 1000 Euro "Lizenzgebühr" verlangte.

Mit Delphinen auf Spatzen geschossen? "Kampnagel ist kein Spatz", hieß es hierzu ornithologisch korrekt aus dem Schauspielhaus, und da sind sich die Bühnen doch immerhin einig. Auch Kampnagel will nicht "für ,Theater Heute' sein, was die Schweiz für Gaddafi ist" (ein nervöses, eher lästiges Vögelchen also).

Für Außenstehende ist das Ganze vor allem: ein tierisches Gezwitscher auf allen Seiten. Und der Beweis, dass ein Satz wirklich noch nie gestimmt hat, weder in der Tierwelt noch am Theater: Die wollen doch nur spielen.