Leicht hat es ja kaum ein Hamburger Intendant zum Auftakt. Meist liegt es am schweren Erbe. Als Joachim Lux im letzten Spätsommer die Intendanz des Thalia-Theaters antrat, war sein Vorgänger Ulrich Khuon von der Hamburger Theatergesellschaft praktisch adoptiert worden. Sein Ensemble war mit dem Haus und dem Publikum verwachsen, seine Regisseure waren jene, deren Inszenierungen das Gegenwartstheater der Nullerjahre geprägt hatten. Zum Abschied gab es mit einem weinenden Thalia-Stern bedruckte Papiertaschentücher.

Dann kam Lux.

Sein erster öffentlicher Auftritt fand bei einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Theater in Hamburg - Wie geht das?" statt, eine Frage, die Khuon durch seine erfolgreiche Arbeit beantwortet hatte und die Lux nicht in einer Diskussionsrunde beantworten konnte (und wollte) - zum Glück.

Stattdessen hat er gezeigt, wie es auch gehen kann. Er hat sich in gesellschaftliche Diskussionen eingebracht, hat mit den Lessingtagen ein bemerkenswertes neues Festival kreiert, hat sich mit "Woyzeck" einen echten Publikumsrenner gegönnt, ist Risiken eingegangen, die auch mal schiefgingen ("Große Freiheit Nr. 7"), und hat aufregende neue Schauspieler (wie Patrycia Ziolkowska, Karin Neuhäuser oder Jens Harzer) engagiert. Eigentlich kann sich Joachim Lux keinen besseren Saisonabschluss wünschen: Es ist noch viel Luft nach oben. Entscheidend ist, dass man ehrlich neugierig darauf ist, wie die gefüllt wird.