Normalerweise sind es die Kinder, die in jeder Krabbelgruppe die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber hier ist es anders. Diese Gruppe ist einzigartig in Hamburg - und ohne das neue Elterngeld mit zwei Bonus-Monaten für Väter gäbe es das wöchentliche Treffen in Ottensen gar nicht. Denn auf den gelben Gummimatten sitzen zwischen den Kleinen nur Männer. Bisher haben sie Gerichtsverhandlungen geleitet, die Abteilung einer Bank oder das Lager eines Logistikunternehmens. Doch zwischen Bauklötzen, Flaschenwärmen und Windelwechseln scheint das alte Leben wie weggewischt. Nun zählen für eine Weile nur die Kinder.

Dass das Elterngeld nach einem Jahr noch zwei Monate länger gezahlt wird, wenn auch der Vater in die Elternzeit geht und nicht mehr als 30 Stunden arbeitet, hat den Familien ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Korrekt wird zwar vom "anderen Elternteil" gesprochen, der in Elternzeit gehen muss, doch die beiden Monate hatten schnell den Namen "Vätermonate" weg.

"Ich habe mir früher keine Gedanken darüber gemacht, ob ich in Elternzeit gehen würde", sagt Stephan Egbert. "Doch mit den Vätermonaten hätte mir ein sehr guter Grund einfallen müssen, es nicht zu tun." Jetzt freut er sich nicht nur über die Zeit mit seiner Lotta, sondern hat auch einiges dazugelernt. "Mir war nicht klar, welchen Aufwand allein ein Spaziergang erfordert", sagt er.

Seit diese Monate gesetzlich festgeschrieben sind, fallen Gegenargumente, diese Vater-Kind-Chance nicht zu nutzen, schwer. Dem Arbeitgeber, der auf seinen Mitarbeiter vielleicht nicht verzichten will. Aber auch den Männern selbst, wenn sie von ihren Frauen erst auf die Möglichkeiten hingewiesen werden müssen, die Betreuung des Neugeborenen aufzuteilen. "Meine Frau und ich haben uns so geeinigt", sagt Kai Wantzen und man ahnt an seiner Wortwahl, dass es dabei unterschiedliche Auffassungen gegeben haben könnte. Jetzt teilt der Richter sich die komplette Elternzeit mit seiner Frau, die nach sieben Monaten wieder in ihrem Beruf als Staatsanwältin arbeitet, und kümmert sich die nächsten sieben Monate um die acht Monate alte Lili. Danach wird er zunächst Teilzeit arbeiten.

"Ich bin ganz überrascht, wie wenig mir die Arbeit fehlt", sagt Bankkaufmann Roland Jenner. Seine Emily ist elf Monate alt, und er wird insgesamt 13 Monate für sie zu Hause bleiben. Wenn das Elterngeld ausläuft, sorgt seine Frau für das Familieneinkommen. Roland Jenner wollte sich die Gelegenheit, für seine Tochter viel Zeit zu haben, auf keinen Fall entgehen lassen.