Manchmal kriegt er die Krise. Serviert als Frage. Wenn Gäste von Michalis Josing, gebürtiger Kreter und Wirt des Dionysos am Eppendorfer Weg, wissen wollen: "Hellas, was ist denn da los in deiner Heimat?" Die alten Griechen hätten philosophisch geantwortet, der junge Grieche sagt's geradeheraus: "Chaos." Davon hört der 38-Jährige, sobald er mit Verwandten auf Kreta telefoniert. Oder mit Freunden in Athen, wo er selbst in den 90er-Jahren Sportjournalismus studiert hat. Sportlich sehen kann er die Lage im Staate Griechenland deshalb schon. "Ist wie im Fußball", sagt der Gastronom. "Unsere griechische Nationalmannschaft, das waren elf Spieler, aber kein Team. Bis König Otto Rehhagel kam", Ordnung in die Truppe brachte und mit den Außenseitern 2004 Europameister wurde.

Schuld an der Schuldenkrise sei vielleicht die mediterrane Mentalität, sagt der Sohn einer griechischen Mutter und eines deutschen Vaters - und wird dann doch ein wenig philosophisch. "Griechenland ist im Prinzip ein Zwei-Sterne-Restaurant, in dem jeder Chef sein und das Trinkgeld einstecken will." Deshalb lebten die erfolgreichsten Griechen auch außerhalb Griechenlands.

Wie der Vater zweier kleiner Töchter, der mit seiner (griechischen) Ehefrau Eleni in Eimsbüttel wohnt und sein Restaurant seit 1999 zu einem angesagten Treffpunkt im Viertel gemacht hat. In seiner Freizeit geht Michalis Josing gern zum HSV. Klar, der Verein mit den griechischen Farben. Und Krise ist da irgendwie auch.