Eine Stilkritik von Tino Lange

Mit Rockkonzerten verhält es sich wie mit Bowling: Das ist nicht Vietnam, es gibt Regeln! Und wer diese bricht, ist selbst schuld.

Also noch mal zum Mitmerken, weil die Festival-Saison begonnen hat: Es gehört zum guten Ton, kein T-Shirt einer Band zu tragen, die am selben Abend auftritt. Kauft man ein Shirt der Band am Fanartikelstand, dann erst nach Konzertende. Das Allerletzte ist es, ein Shirt einer verfeindeten Band aufzutragen, sprich mit einem Liam-Gallagher-Lappen bei einem Noel-Gallagher-Konzert aufzutauchen und umgekehrt. Und bloß nicht Blur! Ausnahmen sind natürlich Death- und Black-Metal-Konzerte, die weißen Bandlogos auf schwarzem Stoff können eh nicht mal Kryptologen entziffern. Außerdem erfüllen sie auch eine weitere wichtige Regel: Zweifarbigkeit. Denn gegen die meisten Vierfarbdrucke, am besten mit Fotoprint der Visagen der Bandmitglieder, hilft nicht mal, sich Domestos oder Scheuermilch in die Augen zu kippen.

Darum war auch die Aufregung übertrieben, als kürzlich ein Besucher der Guns-N'Roses-Konzerte in London sein Slash-T-Shirt den Ordnern aushändigen musste. Kein Wunder: Sänger Axl Rose und Ex-Roses-Gitarrist Slash führen seit Jahren eine Dauerfehde. Dazu, das beweist die Recherche, bestechen die meisten Slash-Shirts mit Vierfarb-Fotoprints. Doppelter Regelbruch, selbst schuld.

Ein Tipp für Notlagen: St.-Pauli-Shirts, das zeigt ein Blick auf Festivalwiesen und in Klubsäle, gehen eigentlich immer. Außer bei Lotto King Karl. Mit Rockkonzerten verhält es sich wie mit Fußball: Es gibt Regeln!