Hamburg. Neue Pläne für das autoarme Quartier in Altona vorgestellt. 2025 soll der Umbau beginnen. Doch weiterhin gibt es viel Kritik.

Das Interesse an diesem besonderen Vorzeigeprojekt in Altona ist groß. Das zeigte auch die rege Teilnahme am Dienstagabend. Da stellte das Bezirksamt die überarbeiteten Pläne für das autoarme Quartier vor, das weiterwachsen soll und unter dem Projektnamen „freiRaum Ottensen“ läuft.

Rund 100 Interessierte waren ins Rathaus zur Präsentation gekommen, noch einmal so viele beteiligten sich im Livestream, der im Internet von der Veranstaltung übertragen wurde. Nicht jeder war nach dem Infoabend schlauer. Denn es gibt noch viele ungeklärte Fragen.

Verkehr Hamburg: Umbau der Straßen in Ottensen soll möglichst 2025 beginnen

Dabei soll es mit dem Umbau der Bahrenfelder Straße sowie der Ottenser Hauptstraße nach Wunsch der Bezirksverwaltung Ende 2025 schon losgehen. Zudem kristallisierten sich am Dienstag einige neuralgische Punkte heraus, die von vielen Anwohnern und Beteiligten skeptisch gesehen werden und für die es bislang keine Lösung gibt.

Größter Knackpunkt: die Gestaltung des Ottenser Kreuzes. Der belebte Platz, wo die Bahrenfelder Straße auf die Ottenser Hauptstraße trifft und sich die Skulptur Ottenser Torbogen befindet, soll umgestaltet werden. Der aktuell vorgelegte Plan sieht vor, dass Radfahrer über eine separate, etwa 3,50 Meter breite Spur über den Platz geführt werden. Genau das wollen viele der Anwesenden aber nicht. So auch Doris Steinhauer.

Erstaunlich: Sogar der ADFC ist für das Ausbremsen des Radverkehrs

Die Anwohnerin trat vors Mikrofon und erklärte ihre Sorge dabei: „Ich fühle mich von Radfahrern bedroht, wenn ich zu Fuß hier lang gehe.“ Das Problem sei, dass viele dort entlang rasen würden, und Steinhauer und viele weitere Kritiker befürchten, dass das Tempo zunimmt, wenn nun aus den jeweils angrenzenden Straßen teils Fahrradstraßen werden. „So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Das muss unbedingt geändert werden“, betonte die Seniorin. Sie machte sich aber für eine Lösung stark, bei der auf dem Platz Fußgänger Priorität haben.

Unterstützung gab es sogar vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Für den ergriff Hans-Jörg Rüstemeier als Vertreter der Gruppe Altona das Wort: „Wir sehen es auch so, dass der Radverkehr an dieser Stelle beim Überqueren gebremst werden muss und sind für alle Lösungen offen, die zur Reduzierung des Tempos beitragen.“

Autoarmes Quartier Ottensen: Stimmung deutlich positiver gegenüber dem Projekt

Der ADFC spricht sich fürs Ausbremsen des Radverkehrs aus? Auch an anderen Stellen war dieser Abend durchaus erstaunlich. Grundsätzlich war die Stimmung dem einst sehr umstrittenen Projekt gegenüber deutlich positiver. Teils gab es sogar lobende Worte. Das kam auch bei den Vertretern der verschiedenen Parteien an.

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„Ich freue mich riesig, dass wir so weit gekommen sind. Das ist eine tolle Entwicklung“, sagte Holger Sülberg für die Grünen. „Ich freue mich, dass wir vorankommen. Auch wenn wir als SPD den Fußgänger mehr in den Mittelpunkt stellen wollten“, erklärte die Sozialdemokratin Ute Naujokat.

„freiRaum Ottensen“: So sehen die Umbaupläne für das Quartier nun aus

Bei aller Freude, es gibt noch viel zu klären – ganz unabhängig von dem „Kreuz mit dem Ottenser Kreuz“, wie es der Linken-Chef Karsten Strasser formulierte. Es fehlt die komplette Freiraumplanung, abgeleitet vom Projektnamen „freiRaum Ottensen“ fehlt also der Kern des Ganzen. Dabei sind die Räume gemeint, die auf den deutlich breiteren Fußwegen geschaffen werden. Dafür fallen alle Parkplätze weg, und die Fahrbahn wird im Durchschnitt auf 4,50 Meter verengt in dem Quartier, aus dem Autoverkehr mittels Poller größtenteils herausgehalten werden soll.

Die Ottenser Hauptstraße wird umgebaut. Das Kopfsteinpflaster bleibt allerdings auf Wunsch des Denkmalschutzamtes. 
Die Ottenser Hauptstraße wird umgebaut. Das Kopfsteinpflaster bleibt allerdings auf Wunsch des Denkmalschutzamtes.  © Michael Rauhe / Funke Foto Services | Michael Rauhe

Die Freiräume sollen für Außengastronomie, Sitzmöbel und Grünflächen genutzt werden. Doch am Dienstag war nicht einmal klar, wie viel Freifläche nach dem geplanten Umbau überhaupt zur Verfügung steht. Unklar war zudem auch die wesentliche Frage nach den Pollern: Wie sie funktionieren, wo sie genau stehen und wie sichergestellt wird, dass beispielsweise Handwerker und Lieferverkehr ohne Probleme ins Gebiet kommen?

Verkehr Hamburg: Bei versenkbaren Pollern wird auf stadtweite Lösung gewartet

Auf alle Fragen diesbezüglich hieß es vonseiten des Bezirksamtes: „Das ist nicht abschließend geklärt.“ Denn man wartet in Altona auf eine Pollerlösung, die für ganz Hamburg gelten soll und in Arbeit sei. Dabei geht es um eine einheitliche Lösung, bei der das Autokennzeichen gescannt wird und der Poller sich dann automatisch senkt, wenn man eine Berechtigung hat. Zudem soll dann auch eine Firma für die Wartung aller Poller zuständig sein. Bevor diese Lösung nicht da sei, werde kein Poller gebaut, betonten die Vertreterinnen des Bezirksamtes.

Im nächsten Schritt soll eine Schlussverschickung mit den finalen Plänen voraussichtlich im Sommer dieses Jahres erfolgen. Dann können sich noch einmal alle einbringen, bevor es an den Umbau geht. Geschätzte Kosten für den Umbau der beiden Straßen: 4,3 Millionen Euro.