Hamburg. An einigen Standorten im Bezirk ist bald Schluss – „furchtbar“ für Mitarbeiter und Kunden. Wer weitermachen darf und wer nicht.

Nur noch ein paar Tage, dann ist Schluss. Im WarenGut in Ottensen endet am 31. Januar der Verkauf, 22 Beschäftigte und zahlreiche bedürftige Kunden müssen sich dann eine Alternative suchen.

Denn das Sozialkaufhaus der Stiftung Grone-Schule an der Borselstraße ist eine der zahlreichen Einrichtungen in Hamburg, die wegen gekürzter Mittel jetzt schließen müssen. Der Ausverkauf hat bereits begonnen.

Ottensen: Sozialkaufhaus WarenGut veranstaltet Ausverkauf für alle

Dort, wo sonst nur Menschen mit einem Nachweis für ein geringes Einkommen gespendete Möbelstücke, Bücher oder Einrichtungsgegenstände kaufen konnten, dürfen am Ende nun noch einmal alle rein. Ab Februar beginnt die Abwicklung des Sozialkaufhauses in Ottensen. Ob die Stiftung die Räume für andere Projekte weiterhin nutzt oder ein Leerstand droht, ist noch unklar.

Knapp zwei Kilometer entfernt bietet sich ein ähnliches Bild. Das Sozialkaufhaus Katz & Hund am Eschelsweg 27 in Altona-Altstadt schließt ebenfalls. 70 Prozent Rabatt gibt es derzeit auf die Waren, die es speziell für Tierbesitzer mit kleinem Geldbeutel gab. „Es ist wirklich furchtbar“, sagt Ursula Kempf, die bei der SBB Kompetenz gGmbH den Bereich Beschäftigung leitet. Ein Bereich, der nun stark schrumpft.

„Wirklich furchtbar“ – auch Projekte in Billstedt und Hamm gestrichen

Denn nicht nur das Sozialkaufhaus Katz & Hund muss bis Ende Januar geräumt werden, wovon 20 vom Jobcenter bislang finanzierte Ein-Euro-Kräfte betroffen sind. Der SBB Kompetenz gGmbH wurde auch die Finanzierung dreier weiterer Projekte in Hamburg gestrichen: in Billstedt, Bergedorf und Hamm. Bei Letzterem handelt es sich um ein Gastroprojekt zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen.

Viele der Betroffenen hätten keine Anschlussbeschäftigung, sagt Kempf. Derzeit tröste man die Mitarbeiter, aber auch die Kunden. Wegen der gestiegenen Kosten sei der Bedarf auch nach den Tierartikeln hoch gewesen. „Wir hatten in Altona mehrere Hundert Kunden“, so Kempf. Den Standort gebe man auf. Für 200 Quadratmeter braucht es dann einen Nachmieter.

Altona: Dreimonatige Galgenfrist für Sozialkaufhaus an der Jessenstraße

Für ein weiteres von der Schließung betroffenes Sozialkaufhaus im Bezirk Altona gibt es eine Galgenfrist. Der Verein Koala betreibt an der Jessenstraße 6 ein Kaufhaus mit angeschlossenem Repairtreff. Nicola Pantelias, Geschäftsführender Vorstand, berichtet: „Von unseren 115 Plätzen sollten ursprünglich nur noch 40 bleiben. Das damit verbliebene Minus in Höhe von 60.000 Euro hätte uns als kleinen Verein vor riesige Probleme gestellt.“

Nachdem man bei der Sozialbehörde, der Arbeitsagentur und der Politik intensiv darauf aufmerksam gemacht habe, sei nun eine Bewilligung für weitere drei Monate für die Sozialkaufhäuser in Altona-Altstadt und Neugraben erteilt worden. Normalerweise sind es zwölf Monate. Doch Pantelias ist optimistisch, dass es danach erst mal weitergeht. „Langfristig müssen wir uns aber anders aufstellen“, sagt sie.

Im Bezirk Altona schließen zwei von acht Sozialkaufhäusern

Im Bezirk Altona gibt es laut Auflistung der Stadt Hamburg acht Sozialkaufhäuser. Nach der aktuellen Sparrunde bei den Jobcentern werden es noch sechs sein – und eins mit Galgenfrist.

Bei einem Sozialkaufhaus handelt es sich um Stilbruch, betrieben von der Stadtreinigung als Verwertung von Sperrmüll. Die anderen Einrichtungen sind Anlaufstellen, die durch das Engagement von Ehrenamtlichen aufrechterhalten werden – so wie im Osdorfer Born. Eine Ausnahme bildet das Kaufhaus an der Boschstraße 15b vom Verein Nutzmüll, der dieses Mal nach eignen Angaben von Einsparungen verschont geblieben ist. Weil man vor zwei Jahren bereits von 200 Arbeitsgelegenheiten 130 aufgeben musste, heißt es weiter.

Altona: Nachfrage in Sozialkaufhäusern ist signifikant gestiegen

Das Cappello (Bornheide 76b) in Osdorf öffnet an drei Tagen in der Woche. „Wir könnten aber durchaus an weiteren Tagen öffnen. Der Bedarf ist da. Allein: Uns fehlen die freiwilligen Helfer“, berichtet Martina Sokolowsky aus dem Team. „Wir sind hier zu dritt, und wenn jemand nicht da oder krank ist, müssen wir zumachen.“

Sozialkaufhäuser – laut Sokolowsky ist die Nachfrage im vergangenen Jahr signifikant gestiegen. Eine Beobachtung, die auch in vielen anderen Sozialkaufhäusern gemacht wird. „Es war auffällig, wie im Zusammenhang mit den steigenden Kosten mehr Leute kamen. Auch zunehmend aus der Mittelschicht.“

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Ottensen: Oxfam betreibt Secondhandgeschäft für den guten Zweck

Das bestätigt auch die Sprecherin von Oxfam, Stefanie Hildebrandt. Die Hilfsorganisation betreibt 55 Secondhandläden in derzeit 34 Städten – drei davon in Hamburg. In Ottensen (Bahrenfelder Straße 130) sorgen laut Hildebrandt, die für die Shops in Hamburg und Schleswig-Holstein hauptamtlich zuständig ist, 80 Ehrenamtliche dafür, dass das Geschäft für den guten Zweck läuft.

Möbel gibt es hier nicht, aber Kleidung – für fünf Euro im Durchschnitt. Wohl deshalb findet sich der Laden in der Liste unter den Sozialkaufhäusern. Aber einkaufen kann hier jeder. Die gespendeten Waren werden ihrem Wert entsprechend angeboten. Ein teurer Perserteppich wird auch zu einem dementsprechenden Preis verkauft.

2,45 Millionen Euro erbrachten die Shops deutschlandweit für Hilfsprojekte vor allem in Afrika. Zumindest hier ist nicht die Rede von Schließungen. „Wir planen zu expandieren“, so Hildebrandt. Allerdings erst mal in anderen Städten als in Hamburg.