Hamburg. Das Hamburger Neubauquartier ist seit zwei Jahren Ziel unbekannter Täter. Sie stehlen aber nicht nur hochwertige Fahrzeugteile.

Diebe haben die Neubaugebiete in Hamburg-Altona als lukrative Einnahmequelle ausgemacht. In den Tiefgaragen der Gegend kommt es immer wieder zum Diebstahl von Fahrzeugteilen. Aber auch Fahrräder werden gezielt gestohlen. Dabei sind die Garagen modern ausgestattet und mit elektrischen Rolltoren versehen.

Betroffen sind Bewohner der Saga-Bauten in der Neuen Mitte Altona, aber auch der angrenzenden Neubauten, die von einem privaten Wohnungsbauunternehmen erstellt wurden.

Polizei Hamburg: Immer wieder Autoknacker in der Neuen Mitte Altona

Es ist eine schick wirkende Gegend. Neue, moderne Mehrfamilienhäuser in monolithischem Stil stehen neben alten Gebäuden von Bahnanlagen, die hübsch saniert und mit Läden belegt einen charmanten Gegensatz bilden.

Was Mobilität angeht, ist man hip. Die Neue Mitte Altona ist als autoarmes Quartier geplant. Es gibt eine Leihstation für Lastenräder, Stationen für Carsharing und Stadträder. Parkplätze kosten tagsüber Geld. Auch für Anwohner. Die haben auch Tiefgaragen – und die Stellplätze sind, wie ein Bewohner des Quartiers sagt, „hoch begehrt“.

Hamburg-Altona: Zuletzt wurden Scheinwerfer von einem Mercedes geklaut

Doch Diebe von Fahrzeugen oder Autoteilen schätzen die nächtliche Einsamkeit dieser nicht einsehbaren Parkanlage. Es sind offenbar Profis, die es auf Teile von hochwertigen Autos abgesehen haben. Zuletzt war ein Mercedes der G-Klasse Ziel einer solchen Tat. Im Juli baute ein unbekannter Täter die Scheinwerfer aus dem Wagen aus und verschwand mit seiner Beute.

Zufahrt zu einer Tiefgarage in der Neuen Mitte Altona. Die Garagen in dem Neubauquartier in Hamburg werden gerne von Dieben heimgesucht.
Zufahrt zu einer Tiefgarage in der Neuen Mitte Altona. Die Garagen in dem Neubauquartier in Hamburg werden gerne von Dieben heimgesucht. © André Zand-Vakili | André Zand-Vakili

Andere Fahrzeuge, beispielsweise von BMW, sind ebenfalls betroffen. „Die Täter bauten die Teile außen ab oder verschafften sich über eine Seitenscheibe Zugriff auf das Fahrzeuginnere, um dann Multimediaanlage oder Lenkräder auszubauen“, sagt ein Beamter. Bei der zuständigen Kripo registrierte man in den vergangenen zwei Jahren immer wieder Taten, über die zuerst die „Hamburger Morgenpost“ berichtet hatte.

Neue Mitte Altona: Auch Fahrräder sind bei den Dieben begehrt

Begehrt sind offenbar auch Fahrräder. „Ich wohne seit eineinhalb Jahren hier“, sagt ein junger Mann, der seinen Sohn in einer Kinderkarre durch das Quartier schiebt. „Allein bei mir im Haus wurden in der Zeit von drei Nachbarn die Fahrräder geklaut.“

Auch das bestätigt die Polizei. Immer wieder sei es in dem Neubaugebiet zu Fahrraddiebstählen gekommen, was kein Kunststück ist, da viele Abstellräume für Fahrräder deutlich gekennzeichnet sind. Aber auch Kelleraufbrüche sollen immer wieder vorkommen.

Unklar ist, wie die Täter in die Tiefgaragen rein- oder rauskommen, ob sie die Beute schleppen oder sogar mit einem Auto reinfahren. Ob es Täter sind, die einfach nur eine gute Gelegenheit gefunden haben, oder ob sie Insiderwissen und sogar Insiderhilfe haben.

Die Tiefgaragen selbst sind so gebaut, dass es mehrere Zugangsmöglichkeiten und damit auch viele Fluchtmöglichkeiten gibt. Eine Tiefgarage ist für die Bewohner von mehreren Wohnblocks vorgesehen. Es gibt eine Zufahrt, aber viele Zugänge von verschiedenen Häusern. Wie die genauen Verschlussverhältnisse sind, ist unklar.

Polizei Hamburg: Zahl der Autodiebstähle in Altona-Nord in 2022 gesunken

Sicher ist: Fahren Autofahrer ihr Fahrzeug in die Tiefgarage, ist das Tor erst einmal eine Zeit lang auf – auch dann noch, wenn der einfahrende Wagen schon aus dem Zufahrtsbereich verschwunden ist.

Besonders auffällig ist Altona-Nord, wo das betroffene Wohnquartier liegt, allerdings nicht. Die Zahl der Autodiebstähle betrug im vergangenen Jahr im gesamten Stadtteil 17 Fahrzeuge. Es gab insgesamt 200 Autoaufbrüche, 61 weniger als 2021. Auch bei den Fahrraddiebstählen wurden weniger Taten als 2021 gezählt. Sie gingen um rund 20 Prozent auf 448 Fälle zurück.