Hamburg. Als mit Deep Blue im Jahr 1996 erstmalig ein Computer den damals amtierenden Schachweltmeister Garri Kasparow schlug, erregte das Aufsehen bis Technologiepessimismus – und so einige Schachspieler stellten plötzlich ihr Können infrage.
In Altona, genauer in Bahrenfeld, könnte sich von Donnerstag bis Sonntag zeigen, ob auch Ludovit Reis oder Jackson Irvine demnächst um ihre Sportlerkarriere fürchten müssen. Denn beim Gore-Event 2023 treten von Donnerstag bis Sonntag Fußballroboter aus aller Welt im Forschungszentrum Desy gegeneinander an und zeigen, was ihre denksportlichen Entwickler draufhaben.
Hamburg Altona: Roboterfußball im Desy beim Gore-Event 2023
Mit der Platine in der Hand und dem Halbleiter im Bein kickt beim internationalen Roboterfußball-Wettbewerb Gore 2023 auch die Mannschaft Hulks, programmiert von Studierenden der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und der Universität Hamburg, etwa in einem spannenden Nordderby gegen das Bremer Team B-Human, aber auch gegen internationale Gegner aus den Niederlanden, Kanada und der Schweiz.
Hulks der Hochschulen aus Hamburg traten bei Weltmeisterschaften an
Das Team habe schon an mehreren Weltmeisterschaften teilgenommen und erst im vergangenen Jahr beim Robocup in Thailand den fünften Platz erreicht, erzählt Luis Scheuch, TUHH-Student und einer der rund 20 Hulks-Entwickler.
„Unsere Roboter sind allerdings oft ineinandergelaufen, hingefallen und nur schwer wieder hochgekommen. Deshalb haben wir uns für dieses Turnier vor allem auf eine höhere Stabilität und verbesserte Hinderniserkennung konzentriert“, berichtet er.
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Fußballbegeisterte und Roboterfans sind herzlich eingeladen, die Hamburger Hulks live vor Ort im Center for Free-Electron Laser Science (CFEL) im Forschungszentrum Desy oder per Livestream anzufeuern. Der Eintritt ist für alle Gäste frei.
Robo-Fußballer mit Motoren statt Muskeln
Rund einen halben Meter hoch sind die Roboterkicker, die dank Programmierung wie ihre menschlichen Vorbilder laufen, passen und Tore schießen können. Für die komplexen Bewegungsabläufe sorgen allerdings weder Muskeln noch Bänder.
Stattdessen dienen 25 Motoren gleichzeitig als Gelenke und Muskeln. Reize nehmen die Roboter mit Kameras und Ultraschallsensoren wahr, ihre „Füße“ können den Boden- und Ballkontakt analysieren. Die Entscheidungen des Schiedsrichters erhalten die Robo-Fußballer per WiFi. Darüber können sie auch miteinander kommunizieren – Technik mit Teamgeist also.
Hamburg: Kicken die Roboter bald gegen den HSV oder St. Pauli?
Bei den Fußball-Matches des Gore-Events 2023 stehen sich jeweils sieben Roboter je Mannschaft auf einem neun mal sechs Meter großen Spielfeld gegenüber. Für die Zukunft rechnen die Wissenschaftler aber auch mit gemischten Spielen, in denen Roboter gegen Menschen antreten – oder eben umgekehrt.
„Bis 2050 wollen wir so weit sein. Vielleicht besiegen wir dann sogar Bundesligisten“, sagt Patrick Göttsch von der TUHH, der das Gore-Event gemeinsam mit Studierenden und Mitarbeitenden seiner Universität sowie der Universität Hamburg und der Technischen Universität Dortmund organisiert. Womöglich sollten Ludovit Reis und Jackson Irvine schon jetzt ihre „Digitalkompetenzen“ trainieren.
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