Prozess Hamburg

Verprügelter Radfahrer erhält 600 Euro Schadensersatz

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Auf der Anklagebank in Hamburg: Der Lkw-Fahrer Bernd V. verbirgt sein Gesicht. Neben ihm sein Verteidiger Jan Raschka.

Auf der Anklagebank in Hamburg: Der Lkw-Fahrer Bernd V. verbirgt sein Gesicht. Neben ihm sein Verteidiger Jan Raschka.

Schlag ins Gesicht, gebrochene Rippe: Handfester Streit mit einem Brummifahrer wurde jetzt vorm Amtsgericht in Hamburg entschieden.

Hamburg.  Der Mann war empört. Gerade hatte der Radfahrer eine Vollbremsung hinlegen müssen, weil ein Lkw-Fahrer beim Rechtsabbiegen ihm die Vorfahrt geschnitten hatte. Und eine junge Frau, die ihr Kleinkind dabei hatte, stürzte sogar vom Fahrrad.

„Der hat uns fast plattgefahren“, erzählt Zeuge Markus M. (alle Namen geändert) vor dem Amtsgericht Altona. „Der“, damit ist Lkw-Fahrer Bernd V. gemeint. Aus diesem Beinahe-Unfall entwickelte sich ein handfester Streit, der den Brummi-Fahrer jetzt wegen Körperverletzung auf die Anklagebank gebracht hat.

Vorm Hamburger Amtsgericht sagt Brummifahrer: Er fühlte sich angegriffen

Er habe gar nicht mitbekommen, dass er an jenem 16. September 2020 Radfahrer behindert hat, lässt der Angeklagte über seinen Verteidiger mitteilen. Er habe nur wahrgenommen, dass jemand auf ihn zugelaufen kam, und sei davon ausgegangen, dass er „demnächst angegriffen würde“. Um dem zuvorzukommen, habe er den Mann gegen einen Müllcontainer geschubst. „Es ist klar“, so der Anwalt, „dass das für eine Notwehrsituation zu früh war.“

Zeuge Markus M. berichtet, er habe, nachdem er und die andere Radfahrerin von dem Brummifahrer gefährdet worden seien, den Mann auf dessen Fehlverhalten aufmerksam machen wollen.

Zeuge erinnert sich vor Gericht: Lkw-Fahrer zeigte nur den "Stinkefinger"

Folgenschwere Abbiegeunfälle passierten häufig, so der 62-Jährige. Erst wenige Wochen vor diesem Zwischenfall sei in einer vergleichbaren Situation ein Radfahrer gestorben. Zwar gehe auch er davon aus, dass Brummifahrer Bernd V. gar nicht merkte, dass er jemanden in Gefahr gebracht hatte. „Ich wollte ihm aber sagen, er solle vorsichtiger sein. Er hat eine Verantwortung!“

Doch der Brummifahrer, der in der geschlossenen Fahrerkabine saß, habe wohl nicht verstanden, was sein Anliegen war und ihm lediglich „den Stinkefinger“ gezeigt, erzählt der Zeuge weiter. Noch heute empört sich der Zeuge über das damalige Verhalten des Lkw-Fahrers. „Wenn er ausgestiegen und sich entschuldigt hätte: alles prima. Aber so….“

Schlag ins Gesicht: Markus M. erlitt Verletzungen am Mund und gebrochene Rippe

Als er daraufhin gedroht habe, dem Vorgesetzten des Fahrers den Vorfall zu melden, sei Bernd V. ausgestiegen und habe ihn ins Gesicht geschlagen. „Das kam vollkommen unerwartet.“ Durch den Schlag oder wegen eines Stoßes sei er noch gegen einen Müllcontainer gefallen. Von der Auseinandersetzung trug Markus M. Verletzungen am Mund und eine gebrochene Rippe davon. „Die Schmerzen waren heftig.“

Das Urteil der Amtsrichterin: Der Angeklagte, der bereits wegen Körperverletzung vorbestraft ist, erhält eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Außerdem muss er eine Geldauflage von 600 Euro zahlen. Diese Summe geht an Opfer Markus M.

( bem )

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