Hamburg. Die Hamburger Sparkasse baut am Alsenplatz ein Wohnheim, in dem 140 Auszubildende für 229 Euro Miete wohnen können. Das machten Haspa-Chef Harald Vogelsang und Finanzsenator Andreas Dressel, der für den Verkauf des städtischen Grundstücks verantwortliche Senator, Ende September publik – und präsentierten auch gleich einen Entwurf des sechsstöckigen Gebäudes. Dressel sprach von einem „maßgeblichen Beitrag“ zur Schaffung von Wohnraum für Azubis und Studierende. Und Haspa-Chef Harald Vogelsang betonte, dass der Standort und das Gebäude mit Gründach, 68 Apartments und gemeinsamen Kochbereichen den in Workshops ermittelten Wünschen von Haspa-Auszubildenden entspreche.
Die Anwohner des Alsenplatzes hat niemand vorher ins Boot geholt. Sie erfuhren erst Mitte September von dem Vorhaben, als auf Plakaten rund um den Alsenplatz eine Info-Veranstaltung angekündigt wurde. Am 24. September, zwei Tage vor der Veröffentlichung der Pläne, wurde ihnen dann der Neubau vorgestellt, der ihnen „vor die Nase gesetzt werden soll“ und etwa die Hälfte des jetzigen Platzes einnehmen wird. „Wir waren entsetzt“, sagen Eva Börger, Karin Görling und Elisabeth Richter. „Mehr als die Hälfte der Bäume werden dem Projekt zum Opfer fallen, uns wird die Sonne genommen, außerdem fallen viele Parkplätze und sämtliche Glas-, Papier- und Wertstoffcontainer weg.“
Für Räder ist wenig Platz
Sie gründeten eine Bürgerinitiative, der sich schnell weitere Gegner des Projekts anschlossen. Denn der Alsenplatz ist zwar keine Augenweide, sondern eher ein mit Kopfstein gepflasterter und von Bäumen umsäumter Parkplatz. Doch für die Anwohner ist er hier am mehrspurigen Doormannsweg ein wichtiges Stück Grün – auf dessen Bedrohung sie mit Transparenten und gelben Holzkreuzen aufmerksam machen. „Wir sind keineswegs gegen eine Umgestaltung des Alsenplatzes, doch sie sollte sinnvoll sein“, sagt Eva Börger. Vorstellbar wäre eine Aufwertung der Grünfläche – ein Wochenmarkt oder ein Fahrradparkhaus.
Denn für Räder ist hier wenig Platz. Die Fahrradhäuschen vor den Häusern Alsenplatz 3 und 5 mussten vor zwei Jahren abgebaut werden. Während der Doormannsweg für die Busbeschleunigung umgebaut wurde, brauchte man die Flächen für Baufahrzeuge und Material. Bis heute durften die Häuschen nicht wieder aufgebaut werden – unter anderem aus denkmalrechtlichen Gründen.
Widerspruch gegen den Bauvorbescheid
Denn die zwischen 1893 und 1902 erbaute Häuserreihe am Alsenplatz bildet mit den Nachbargebäuden an der Eimsbüttler und an der Langenfelder Straße ein Denkmal-Ensemble. „Wenn schon ein Fahrradhäuschen nicht denkmalverträglich ist, wie kann es ein sechsstöckiges Gebäude sein?“, fragen die Nachbarinnen empört. Dass auch die Baumaßnahme nicht verträglich für die alten Häuser ist, befürchtet Ute Laarmann. Sie besitzt ein 1913 von ihrem Urgroßvater erbautes Haus an der Eimsbüttler Straße. „Die alten Häuser stehen auf Holzpfählen, denn hier war früher ein Moor“, sagt sie. „Schon durch die Bauarbeiten zur Busbeschleunigung sind massive Risse an den Wänden aufgetreten.“
Beim Bezirksamt hat die Initiative ihren Widerspruch gegen den Bauvorbescheid angemeldet. Ihrer Ansicht nach verstößt das Vorhaben gegen mehrere im Baugesetzbuch verankerte Anforderungen zum Schutz von Denkmälern, Umwelt (im Luftschutzbunker unter dem Alsenplatz wurden Fledermäuse geortet) und Nachbarschaft (Lärmbelästigung durch Dachterrasse und Verschattung). Dass dem Bauvorhaben mehr als 30 Bäume zum Opfer fallen sollen, widerspreche dem erst im vergangenen Jahr abgeschlossenen Vertrag „Hamburgs Grün erhalten“ sowie der „Qualitätsoffensive Freiraum“ der Umweltbehörde.
Schwacher Trost für die Initiative
Tatsächlich muss das alles noch geregelt werden. Denn bislang hat der Bezirk Altona einer Bebauung des Alsenplatzes mit einem positiven Bauvorbescheid nur grundsätzlich zugestimmt. „Alle weiteren Fragen werden im Baugenehmigungsverfahren geklärt“, sagt Christian Trede, Vorsitzender des Bauausschusses und Fachsprecher der Grünen in der Bezirksversammlung. Generell habe man es fraktionsübergreifend begrüßt, dass ein mittelständisches Hamburger Unternehmen „gemeinwohlorientierten Wohnraum“ baue. Dass dafür eine städtische, als Parkplatz genutzte Fläche zur Verfügung gestellt wird, geht auf Ex-Bürgermeister Olaf Scholz zurück – der für Haspa-Chef Harald Vogelsang nach geeigneten Grundstücken hatte suchen lassen.
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Tatsächlich müssen aber im Zuge des Baugenehmigungsverfahrens an dem Entwurf für den Neubau noch etliche Änderungen vorgenommen werden. Weder das Volumen des Baukörpers noch das Stellplatzkonzept oder eine Dachterrasse waren genehmigungsfähig. Auch Verschattung, Umweltschutz und Denkmalbelange würden dann geprüft, sagt Christian Trede. Und bei der Gestaltung des Quartierplatzes, der entstehen soll, würden auch die Nachbarn einbezogen. Für die Initiative ist das ein sehr schwacher Trost.
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