Hamburg

Liefers und Prahl bekommen das "Goldene Schlitzohr"

| Lesedauer: 4 Minuten
Peter Wenig

Bei der Benefiz-Gala in der Fabrik wurden die "Tatort"-Schauspieler prämiert. Ihr Dankes-Ständchen mit Tom Buhrow im Video.

Hamburg. Als Moderator Tom Buhrow die Glücksnummer für den Hauptpreis verliest, gestikuliert Axel Prahl im Saal aufgeregt und schreit: „Mein Los, mein Los.“ Der WDR-Intendant stutzt, schüttelt den Kopf: „Das gibt es doch gar nicht.“ Sollte Prahl, an diesem Abend in der Fabrik an der Barnerstraße ausgezeichnet mit dem „Goldenen Schlitzohr“, auch noch eine Kreuzfahrt mit einem Schiff der Aida-Flotte gewonnen haben?

Natürlich nicht. Prahl, bekannt als Hauptkommissar Frank Thiel im Münsteraner „Tatort“, hat sich einen kleinen Scherz erlaubt. Ein Schlitzohr eben. Zwei Minuten später übergibt Buhrow den Kreuzfahrt-Gutschein an eine glückliche Zuschauerin.

Prahl und Jan Josef Liefers, im Münster-„Tatort“ Professor Karl-Friedrich Boerne, könnten als TV-Quoten­garanten wahrscheinlich jeden zweiten Abend als Ehrengäste zu irgendeiner Wohltätigkeitsgala reisen. „Meistens sitzt man da aber den ganzen Abend auf seinem Stuhl“, sagt Liefers. Die Schlitzohren-Party sei anders. Intimer, lustiger, lockerer.

Wo der Herr Professor recht hat, hat er nun mal recht. Bei den Schlitz­ohren werden keine Häppchen gereicht, im Gegenteil, jeder Gast zahlt Eintritt wie Getränke selbst. Man trägt eher Jeans als Anzug. Und die Fabrik mit ihrem wunderbar verwarzten Charme taugt als weiteres Indiz, dass dieser Gastgeber anders tickt.

Das Preisgeld wird gespendet

Der Internationale Club der Schlitzohren, gegründet in Mülheim an der Ruhr, hilft seit 1979 Kindern in Not, bislang bei 1200 Projekten. Vereinschef Matthias Graf Lambsdorff, Neffe des früheren FDP-Ministers Otto Graf Lambsdorff, Betreiber von drei Jacques’-Wein-Depot-Filialen, holte die jährliche Veranstaltung dann nach Hamburg. „Vor allem ihm ist es zu verdanken, dass es diese Veranstaltung noch gibt“, sagt Buhrow.

An einer Verpflichtung hat sich nichts geändert. Jeder Preisträger, unter ihnen waren in den vergangenen Jahren Persönlichkeiten wie Hans-Dietrich Genscher, Mario Adorf, Johannes Rau oder Peter Ustinov, spendet sein Preisgeld von insgesamt 30.000 Euro an eine Organisation, die sich für Kinder einsetzt. Prahl etwa stiftet einen Teil seines Preisgeldes an das Kinderhospiz Sternenbrücke: „Die machen großartige Arbeit. Und ich halte es für einen Skandal, dass sie überhaupt auf Spenden angewiesen sind.“

Michael „Bully“ Herbig, Laudator der Schlitzohren des Jahres 2017, beginnt seine Rede übrigens mit einem überraschenden Geständnis: „Ich habe noch nie eine Folge des Münster-„Tatorts“ gesehen, nur eure Autowerbung.“ Aber angesichts der Rekordquoten – die April-Folge „Fangschuss“ sahen 14,56 Millionen Zuschauer – sei der Preis mehr als verdient. Ohne Gage spielen an diesem Abend in der Fabrik Künstler wie Sebastian Krumbiegel von den Prinzen, Fury in the Slaughterhouse und Beyond the Black. Santiano brachte sogar noch Geld mit. „Wir spenden euch 10.000 Euro, das ist bei euch in guten Händen“, so Björn Both.

Auch WDR-Intendant Tom Buhrow greift zur Gitarre

Den größten Applaus indes heimst jemand ein, den zuvor niemand so richtig auf dem Zettel hatte: Rafael Cortés, ein überragender Flamenco-Gitarrist aus Essen. „Er hätte das Zeug für eine Weltkarriere, aber er möchte jeden Abend in seinem eigenen Bett schlafen“, sagt Buhrow. Und in der Tat fuhr Cortés mit seinem Sohn direkt nach dem Auftritt wieder zurück ins Ruhrgebiet.

„Wir machen jetzt extra eine Pause, damit es nicht so auffällt, wie wir teilweise dilettieren“, sagt Buhrow, der den Abend mit einem Bob-Dylan-Song eröffnet hatte. Das ist natürlich ein wenig Koketterie, denn nach der Pause greift der Moderator höchstselbst wieder zur Gitarre.

Übrigens in erstaunlicher Qualität, auch wenn Buhrow bescheiden erklärte: „Meine Schwester hat mir als Kind ein paar Griffe beigebracht.“ Mit allen Gästen stimmt Buhrow am Ende den Klassiker „Knockin’ On Heaven’s Door“ an; Axel Prahl, wie Liefers neben der Schauspielerei auch als Musiker unterwegs, brüllt dazu wie einst Joe Cocker ins Mikro.

Prahl und Liefers warten nur noch auf gemeinsame Kinder

Bleibt nur noch die Frage: Wer von den beiden Preisträgern ist denn nun das größere Schlitzohr? „Wir tun uns da nicht viel“, sagt Liefers. „Wir sind ein gutes Team“, bestätigt Prahl. Nur auf gemeinsame Kinder würden sie noch warten. Worauf Liefers Prahls mächtigen Bauch tätschelt: „Na ja, lange kannst du es nicht mehr verstecken.“

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