Giftiger Dämmstoff angeblich bei Sanierung freigesetzt. Vermieter und Behörde sehen keine Gefahr. Mieterinitiative: „Unter den Anwohnern macht sich eine zunehmende Angst breit.“

Hamburg. Seit Mai saniert der städtische Wohnungskonzern Saga GWG in Altona-Nord mehrere Gebäude – darunter auch das Hochhaus an der Eckernförder Straße 2-10, wo unter anderem Bauteile mit dem sehr gefährlichen Baustoff Asbest demontiert werden. „Unter den Anwohnern macht sich daher eine zunehmende Angst breit“, sagt Michael Stein, Sprecher einer Mieterinitiative.

Stein spricht von unhaltbaren Zuständen, Asbeststäuben im Flur und unsachgemäßen Arbeiten, die die Gesundheit der Mieter gefährden würden. Auf eigene Kosten habe er nun dem TÜV Nord eine Staubprobe aus dem Hausflur zur Untersuchung gegeben. Diese Untersuchung komme laut Stein zu dem Ergebnis, dass gefährliche Asbestfasern eindeutig nachweisbar seien. Ein Foto-Dokumentation von den Bauarbeiten hat er bereits an Politiker geschickt.

„Erschreckend“ seien die Aufnahmen, sagt der Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Olaf Duge, der zu dem Thema eine Kleine Anfrage an den Senat gerichtet hat. Die Antwort klingt beschwichtigend: Bei Überprüfungen der Baustelle habe man keine Mängel vorgefunden, teilt der Senat mit. Sachverständige hätten zudem nach Beanstandungen Proben genommen und kein Asbest vorgefunden. Zu dem Asbest-Fund durch den TÜV Nord äußern sich die Behörden in der Antwort unkonkret: „Wo genau und unter welchen Umständen die Staubproben genommen wurden, geht aus dem TÜV-Bericht nicht hervor“, heißt es dort. Und weiter: „Das Untersuchungsergebnis ist daher nicht als Beleg für unsachgemäße Arbeiten geeignet“. Mit dieser Antwort will sich der Grünen-Politiker jedoch nicht zufrieden geben. „Wir werden da nachhaken“, kündigte er an. Vor allem die lapidare Antwort zu der Asbestprobe könne man so nicht hinnehmen. Duge: „Das ist schon befremdlich, wie mit den Sorgen der Mieter umgegangen wird.“

Auch die Bezirkspolitik in Altona will die Sache nach der Behördenantwort offensichtlich nicht auf sich beruhen lassen. „Wir werden einen Vertreter der Saga in den Umweltausschuss zitieren“, sagt Grünen-Bauexperte Christian Trede. Möglichweise könnte der Bezirk selbst auch noch einmal Proben nehmen. Zudem liege der Verdacht nahe, dass die Überprüfung der Baustelle zuvor angekündigt worden war. „Man berichtete uns von hektischen Aufräumarbeiten – dann ist klar, dass man keine Mängel findet.“

Die Saga GWG schätzt den Fall jedoch anders ein und wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Alle Arbeiten im Zusammenhang mit Asbest sind dem Amt für Arbeitsschutz ordnungsgemäß gemeldet worden und die beteiligten Firmen sind an die fachgerechte Ausführung gebunden“, sagt Michael Ahrens, Sprecher der Saga GWG. Das Amt für Arbeitsschutz sei zu verschiedenen Terminen im Mai, Juni und Juli vor Ort gewesen. „Hierbei wurden keine Verstöße gegen geltende Bestimmungen festgestellt. Allerdings wurden zusätzliche optimierende Maßnahmen empfohlen, die Saga GWG auch umgesetzt hat“, betont Ahrens. Als Beispiele nennt er die Schachtreinigung während des Abbruchs sowie die Einhausung der Schächte für den Abbruch, wobei zunächst Folie und dann Sperrholzplatten zum Einsatz gekommen seien.

Ende Juli sei die Saga zudem darauf hingewiesen worden, dass offenbar nicht sachgemäß in dem Hochhaus gearbeitet würde. „Dieser nicht hinzunehmende Umstand wurde mit der ausführenden Firma am 29. Juli besprochen und das Verhalten entsprechend schriftlich abgemahnt“, sagt Michael Ahrens und fügt hinzu: „Sofern uns Mieter oder Dritte auf derlei Umstände hinweisen, reagieren wir umgehend.“