Hans-Joachim Kerres hat sich der Heilkunst verschrieben. “Ich möchte bei meinen Patienten schlummernde Kräfte mobilisieren.“

Hamburg. Das knallige Rot, Blau und Gelb verschmelzen zu einem Ganzen, machen irgendwie gute Laune, der Betrachter wird hineingezogen in eine mystische Welt. Solche Farbenspiele prägen viele Werke von Hans-Joachim Kerres, sie haben oftmals eine wohltuende, beruhigende Wirkung - dies ist typisch für den 45 Jahre alten Künstler, der in seinem Atelier für Kunst & Heilkunst im Blankeneser Treppenviertel zu finden ist, bezeichnend für seine besondere Profession.

Kerres ist nicht irgendein Maler, Künstler, der schnell ein paar Landschaften auf Karton oder Leinwand zaubert, einfach "nur" die Wirklichkeit abbildet, sondern er wirkt in einem besonderen Feld: Er ist staatlich anerkannter Dipl.-Kunsttherapeut und Kunstpädagoge, der sich hauptsächlich der Heilkunst verschrieben hat, einer der ganz wenigen in Hamburg. Durch Kunst, die seine "Schüler", Patienten, selbst gestalten, hilft er ihnen, zu sich selbst zu finden, bemüht sich darum, dass sie genesen.

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Zwar bietet Kerres am Wochenende auch ganz "normale" offene Workshops an, in denen man das Handwerk des Malens und Zeichnens erlernen kann, Kurse für Kinder und Erwachsense zu unterschiedlichen Themen. Aber in der Woche bekommt er regelmäßig Besuch von Menschen, denen es nicht so gut geht, die krank sind und die in der Kunst ihre Heilung suchen. Die Bandbreite ist groß: Studenten, Hausfrauen, Professoren, gestresste Angestellte - von Burnout-Patienten bis zu Krebskranken, die wieder Mut fassen, neue Kraft schöpfen wollen.

"Ich möchte bei meinen Patienten schlummernde Kräfte mobilisieren. Indem sie mit Farben und Formen experimentieren, sich so ausdrücken können, wie es aus ihrem Inneren herauskommt, öffnen sie sich immer mehr und finden so oft ganz neu zu sich", sagt Hans-Joachim Kerres über seine Arbeit als Heilkunsttherapeut. Kunst als Weg zu den Wurzeln einer Krankheit und dann oftmals als Schlüssel zur Heilung - das ist die Devise von Kerres und seiner Heilkunstmethode.

Kunstheiltherapie, anerkannt als Teil der Psychotherapie, wirkt bei vielen körperlichen und seelischen Krankheiten, die Patienten werden von Ärzten direkt zu Kerres geschickt, die Kosten werden in der Regel von Krankenkassen erstattet oder können auch zum Teil durch Mittel aus einem Zuschussfonds bezahlt werden. Gerichtet auf die spezifischen Krankheitssymptome sollen "die Betroffenen frei von Leistungsdruck mit Materialen schöpferisch gestalten und so zu neuen Kräften und zur Harmonie mit sich selbst kommen", sagt Kerres.

Im Ambiente eines ehemaligen Betriebsgeländes, zwischen Garagen und Hanggebiet, strahlt seine Malschule und Kunsttherapie-Atelier selbst Harmonie aus. Dort lässt sich trefflich eintauchen in Kunstwelten. "Jeder Kursteilnehmer erlebt hier seinen ganz persönlichen Zugang zu Farbe und Form, und das hilft enorm, auch Bilderhauerei kann vielen Patienten nützen." Wunder könne er nicht verbringen. Unlängst hat er einen Sterbenden mit der Malerei begleitet. "Ich habe ihn besucht. Am Ende hatte er keine Kraft mehr, selbst zu malen, er hat mir gesagt, was ich für ihn malen soll. Das hat ihn innerlich zufriedener gemacht, das Erlebnis hat mich sehr berührt", sagt der Künstler, der eng mit Ärzten zusammenarbeitet.

In seinem eigenen Künstlerwerk hat sich Kerres - der Kaufmann gelernt hat, früher als Vertriebschef eines Unternehmens arbeitete, sich dann fortbildete, auf die Heilkunst umsattelte und schließlich zeitweise als Heiltherapeut im Krankenhaus Rissen arbeitete - unter anderem mit runden Formaten beschäftigt. Zum Beispiel im Restaurant Witthüs im Hirschpark stellte er schon seine Werke aus. Ein weiteres Projekt: Live-Malerei in Verbindung mit Musik. Zur Streichmusik malt Kerres live Bilder. Nächster Termin für eine solche Vorstellung: "Musik und Malerei" am Sonntag, 18. November 2012, um 11 Uhr, im Via Cafelier, Paul-Dessau-Straße 4 in Bahrenfeld.

Und wie lebt es sich als Künstler im malerischen Blankenese, im Hanggebiet, das auch gerne Klein Italien genannt wird? Hans-Joachim Kerres muss nicht lange überlegen. "Die Elbe, die Schiffe, die Farben, die Sonnenauf- und -untergänge, das ist natürlich alles inspirierend", sagt er.

Mehr Informationen zu seinen Kursen, Workshops, Kreativ- und Mal-Events, zum Beispiel zu Kindergeburtstagen: Telefon 040/86 62 62 65, im Internet: unter www.atelier-blankenese.de , E-Mail: kerres@atelier-blankenese.de