Hamburg. Der dänische Filmemacher Anders Østergaard hat das nun als Dokudrama über deutsch-jüdische Vergangenheit verfilmt.

Der letzte Film von Bruno Ganz, der bereits im Februar 2019 starb, kommt erst jetzt ins Kino. Kein großes Star-Kino wie „Ein verborgenes Leben“, sein vorletzter Film, der auch schon posthum startete. Aber das nimmt auch im Rückblick noch für Ganz ein: dass er sich nie zu schade für kleinere Produktionen war.

„Winterreise“ ist eine familiäre Aufarbeitung des US-Radiomoderators Martin Goldsmith. Immer wieder hat der seinen Vater über die Vergangenheit befragt. Der hat stets abgeblockt. George Goldsmith hieß eigentlich Günther Goldschmidt und war Flötist. Bis die Nürnberger Gesetze der Nazis seine Karriere jäh vereitelten. Er konnte nur noch über den Jüdischen Kulturbund musizieren, lernte dabei seine Frau kennen. Und erlangte 1941, nach einem Konzert in der US-Botschaft, eine der letzten Visa in die freie Welt, während alle Verwandten im Holocaust umkamen. Goldsmith musizierte nie wieder. Sein Sohn schrieb darüber das Buch, „Die unauslöschliche Symphonie“.

Der dänische Filmemacher Anders Østergaard hat das nun als Dokudrama verfilmt. Mit Goldsmith Jr. hat er die vielen Gespräche zu Dialogen geformt. Bruno Ganz spielt den Vater, während der echte Sohn aus dem Off, teils immer drängender, die Fragen stellt, die lange abgeblockt werden. Nach und nach aber kommt das lange Verdrängte dann doch ans Licht. Ein erschütternder Film über deutsch-jüdische Vergangenheit und das Trauma der zweiten Generation.

„Winterreise“: 88 Minuten, Ab 12 Jahre (beantr.), läuft im Abaton, Blankeneser (Hinweis: Wegen der vom 2. bis einschließlich 30. November geltenden Corona-Beschränkungen kann es zu Änderungen oder vorübergehenden Schließungen kommen)