Seine Schritte sind weder kurz noch lang, sein Tempo weder schnell noch gemächlich. Matt Green sieht eigentlich aus wie einer, der nur kurz wohin geht. Dabei spaziert der ehemalige Bauingenieur seit 2012 durch ganz New York. Er übernachtet bei Freunden, hütet deren Katzen und läuft jeden Tag Straßen ab. Alle. 15.000 Kilometer New York kamen so zusammen.

Filmemacher Jeremy Workman wurde durch Greens Blog „I’m just walking“ auf dessen Wander-Projekt aufmerksam und heftete sich an seine Fersen. Der Wanderer fällt vor allem dort auf, wo sich Normalbürger nur im SUV fortbewegen. Einer fragt ihn aus dem Auto heraus, warum er so rumlaufe. Green erklärt es. Der Autofahrer, ungläubig: „Noch nie überfallen worden?“ „Nein“, lacht Green.

Offensichtlich braucht es Menschen wie ihn, um daran zu erinnern, wie nett wir eigentlich sind. Und wie vielfältig und staunenswert die unmittelbare Umgebung ist, mit ihren an den Mauern ablesbaren Zeitschichten und ihren Wildkräutern am Wegesrand. Ähnlich war der Effekt kürzlich im Weltumrundungsfilm „Besser Welt als nie“ von Dennis Kailing. Geleitet vom Interesse daran, wie die Welt beschaffen ist, aber ohne einen Rekord aufstellen zu wollen, zeigen beide, welche Schönheit auf Schritt und Tritt sichtbar wird für den, der weiß, dass er nur ein Vorübergehender ist.

„New York – Die Welt vor deinen Füßen“ USA 2018, 95 Min., R: Jeremy Workman, D: Matt Green, im Abaton, Studio, Zeise; www.imjustwalkin.com