Dan Scanlon, in einer Vorstadt von Detroit geboren, war erst ein Jahr alt, als sein Vater starb. Mittlerweile arbeitet Scanlon beim Animationsstudio Pixar und legt nun mit „Onward: Keine halben Sachen“ einen sehr persönlichen, quasi einen animierten Autorenfilm vor, der jüngst auf der Berlinale seine Weltpremiere feierte.

„Onward“ beginnt in einer Vorstadt, bewohnt von Fabelwesen. Ian und Barley Lightfoot sind spitzohrige Elfen – wie ihre Mutter. Stiefvater Bronco ist ein Zentaur. An Ians 16. Geburtstag bekommen die beiden Brüder ein Geschenk von ihrem leiblichen Vater, der einer Krankheit erlag, als Ian ein Jahr alt war. Es ist ein Zauberstab samt Phoenix-Stein, mit dem man Vater Lightfoot für einen Tag ins Leben zurückholen kann.

Leider geht etwas schief, als sich gerade mal die Hose samt Schuhen von Ian und Barleys Erzeuger materialisiert hat. Ein neuer Stein muss her. Als Fan von Fantasy-Rollenspielen hat Barley mit derlei Herausforderungen Erfahrung. Die beiden Brüder machen sich mit der wandelnden Hose auf die Suche, nicht zuletzt nach Antworten auf Fragen, die sie seit Jahren quälen.

In „Onward“ steht Zivilisationskritik, der zufolge der moderne Mensch seine archaischen Kräfte zugunsten des technologischen Fortschritts verkümmern ließ, neben einer liebevollen Fantasie über die Wechselwirkungen von Popkultur und Realität. Im Mittelpunkt steht freilich männliche Identitätsbildung. Hier bleibt fragwürdig, warum Mutter Lightfoot zwar als rettende Dea ex machina funktionalisiert, aber im Bezug auf die „Mannwerdung“ ihrer Kinder vollständig ignoriert wird. Ansonsten brilliert auch dieser Pixar-Film als großes, spannendes Abenteuer voller schräger Figuren und spielerischem Witz.

„Onward: Keine halben Sachen“ USA 2020, 100 Min., o. A., R: Dan Scanlon, im Hansa-Filmstudio, Savoy (OF), UCIs Mundsburg/ Othmarschen Park/Wandsbek; https://disney.de/filme/onward-keine-halben-sachen