Es ist eine der ältesten und bekanntesten Erzählungen aus der Bibel: Josef, der Liebling seines Vaters Jakob und mit seherischen Fähigkeiten gesegnet, wird von seinen Brüdern aus Neid als Sklave nach Ägypten verkauft. Dort gerät er in Gefangenschaft, steigt aber bald zum mächtigsten Mann nach dem Pharao auf, weil er dessen Träume richtig gedeutet und das Land so vor einer Hungersnot gerettet hat. Diese Hungersnot zwingt ihn auch seine Brüder, in Ägypten um Hilfe zu bitten, wo sie Josef jedoch nicht erkennen und von ihm auf die Probe gestellt werden. Der jahrtausendealte Stoff von Josef und seinen Brüdern behandelt Themen, die auch heute aktuell sind Rache und Vergebung, der Umgang mit eigenen Fehlern und der Macht des scheinbar unabwendbaren Schicksals.

Georg Friedrich Händel versah sein Werk „Joseph and his brethren“ mit dem Untertitel „A Sacred Drama“. Diese Bezeichnung als „heiliges Schauspiel“ verweist schon darauf, dass es von hier nur ein kurzer Weg zur Oper ist. Die ohnehin an überraschenden Wendungen reiche Geschichte wird auf die entscheidenden Szenen verdichtet und bekommt mit der Liebesgeschichte zwischen Josef und Asenath, der Tochter des ägyptischen Hohepriesters, eine weitere, romantische Seite. Zu den fünf solistisch besetzten Hauptrollen mit größeren Arien kommen zwei Chorgruppen, die Brüder und die Ägypter, die das dramatische Geschehen immer wieder kommentieren, aber auch selbst Teil der Handlung sind.

Das Oratorium zählt zu den wenig gespielten Werken Händels. Für die Aufführungen am 5. und 6. März in Kaltenkirchen und am 8. März in Altona hat Regisseurin Rahel Thiel eine Inszenierung entwickelt, die Händels Musik um Schauspiel, Licht und Kostüme erweitert. Zu den Klängen des Barock-Orchesters Il Trionfo unter der Leitung Daniel Zimmermanns dürfte das Publikum mit dem Ensemble ein Wechselbad der Gefühle erleben.

Eine Besonderheit des Stücks ist die Rolle des jüngsten Bruders Benjamin, der von einem Knaben gesungen wird. Erst als dieser in einem anrührenden Duett um Gnade für sich und seine Brüder bittet, gibt Josef sich zu erkennen und lässt Versöhnung für die Familie zu.

G.F. Händel „Joseph and his brethren“ in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Do 5./Fr 6.3., 19.00, Michaeliskirche Kalten­kirchen (A Kaltenkirchen), Kirchenstraße; So 8.3., 19.00 Christuskirche Altona (S Holstenstraße), Suttnerstraße 18, Karten zu 12,- im Vorverkauf