Man spürt fast die Würde und Gemächlichkeit mit der der Buckelwal durch das Wasser pflügt. Das nächste Foto zeigt einen spacig anmutenden in blaugrünen Farben schillernden Kalmar, aufgenommen vor der Küste von Bali, Indonesien. Au einer anderen Aufnahme ist ein Seebär zu sehen, der vor der Küste von Südafrika mit weit aufgerissenem Maul auf den Fotografen zuschwimmt und offenbar versucht, in die Kamera zu beißen. Wie ein pinkfarbenes Monster wirkt dagegen der Fransen-Drachenkopf, der ebenfalls vor Bali vor die Kamera schwamm, und sich Fressfeinde mit giftigen Stacheln vom Fischleib hält.

Wer zurzeit - und noch bis Ende März - den Überseeboulevard entlang flaniert und den Blick nicht nur in die Schaufenster, sondern auch in die Mitte der breiten Einkaufsmeile schweifen lässt, wird sie vielleicht schon gesehen haben. 57 großformatige Fotos, die sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Leben unter Wasser beschäftigen. „Below Surface“ lautet der Titel der Ausstellung. Die Fotos stammen vom gebürtigen Wiesbadener Tobias Friedrich. Nach einer überwundenen Krebserkrankung machte der ehemalige Projektentwickler einer IT-Firma sein Hobby zum Beruf und wurde vor zwei Jahren in London zum „Unterwasserfotograf des Jahres“ gewählt.

Der Mann ist ständig auf Achse, um uns Oberirdischen die Lebensformen in den Ozeanen näher zu bringen. Im Moment taucht er gerade vor den Bahamas und hat dort Hammer- und Tigerhaie in den Sucher genommen. Unter den vielen Fotos, die er mittlerweile aufgenommen hat, ist das auf dieser Seite für ihn von besonderer Bedeutung. Es war Friedrichs erster Buckelwal. Das etwa 30 Tonnen schwere Tier versetzte ihm als Andenken einen „leichten“ Schlag mit der Schwanzflosse. „Aus Spieltrieb“, wie Friedrichs glaubt. Trotzdem möchte er unbedingt noch einen ausgewachsenen Blauwal vor die Linse bekommen. Diese Tier sind noch größer und wiegen bis zu 200 Tonnen. Vorsicht ist also geboten.

Auch andere gefährliche Situationen hat er schon überstanden. Bei einem Tauchgang vor Norwegen konnte er plötzlich den Ausgang aus dem Eisloch nicht mehr finden. Als er ihn doch noch entdeckte war die Luft in seiner Pressluftflasche fast schon aufgebraucht.

Friedrichs dessen Lieblings-Unterwasserfilm „Im Rausch der Tiefe“ von Luc Besson ist, taucht durchschnittlich an 100 bis 150 Tagen pro Jahr. Sein Credo lautet: „Es geht nicht um mich, sondern um die Begeisterung für die Unterwasserwelt und damit um die Aufmerksamkeit, um diese und die Ozeane schützen zu wollen.“

„Below Surface“ bis 29.3., 0.00-24.00, Überseeboulevard (U Überseequartier), Eintritt frei; www.below-surface.com