Ein frühes Familienerlebnis brachte die junge Musiktheater-Regisseurin Alicia Geugelin zu ihrem Projekt, mit dem sie den diesjährigen Start-Off-Wettbewerb und damit eine Premiere am Lichthof Theater gewonnen hat. Ihr Großvater hatte als Klavierlehrer in den 1970er-Jahren den späteren RAF-Terroristen Christian Klar unterrichtet, die Anfänge seiner Radikalisierung miterlebt – und ihm schließlich das Unterrichtsverhältnis aufgekündigt. Zugegeben, keine ganz alltägliche Erfahrung. „Mich hat vor allem diese Ambivalenz interessiert: dass ein Attentäter für die einen ein Terrorist ist, für die anderen ein Freiheitskämpfer“, erzählt Alicia Geugelin. Aus dieser Grundüberlegung formte sich die Idee zu Geugelins Projekt „Killing In The Name Of“, das an diesem Freitag (28.2.) Premiere im Lichthof Theater feiert. Angelegt ist es als dokufiktionales Musik-Schauspiel: Geugelin hat sowohl ein Musikstudium in Mannheim als auch ein Studium der Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg vorzuweisen.

In dem Schauspiel lässt sie zentrale Figuren der Literatur auftreten, den rebellischen Kohlhaas von Heinrich von Kleist, Schillers Wilhelm Tell, die biblische Figur der Judith, die Hebbel literarisch verarbeitete und Brutus, der Julius Cäsar ermordete. Diese Figuren treffen auf der Bühne wiederum auf dokumentarisches Material, das sich aus Interviews mit Christian Klar aber auch Anders Breivik, oder Beate Zschäpe speist. In der Verbindung mit einer Musikebene versucht der Abend, den Motivationen und Begründungen der Terroristen auf den Grund zu gehen. Die Schauspieler steigen in Figuren ein, wechseln aber auch die Rollen.

„Dieser Grundgedanke, ich muss etwas tun und der einzige Weg führt darüber, jemanden umzubringen, ist es, der mich beschäftigt. Es gibt ja eine Ambivalenz in der Gesellschaft: Töten ist in bestimmten Kontexten erlaubt aber wir bewerten ganz unterschiedlich“, so Geugelin. „Im Zusammenhang mit Drohnenangriffen von Regierungen gilt es als normal, dass jemand ohne Gerichtsurteil exekutiert wird, gleichzeitig führt man im eigenen Land ordentliche Prozesse. Diese Widersprüche stecken in dem Thema drin.“

Geugelin inszeniert derzeit in der Freien Szene, wäre aber auch offen für die Arbeit an großen Opernhäusern. „Es würde mich schon reizen, einen großen Opern-Frachter zu inszenieren und dabei die eigene Handschrift sichtbar zu machen.“ Der Gewinn des Start-Off-Wettbewerbs könnte ein Schritt in diese Richtung sein.

„Killing In The Name Of“ Premiere Fr 28.2., 20.15, weitere Vorstellungen So 1.3., 18.00, Do 5.3., Sa 7.3., jew. 20.15, So 8.3., 18.00, Lichthof Theater (Bus 3), Mendelssohnstraße 15, Karten zu 18,-/erm. 8,- unter T. 01806/70 07 33; www.lichthof-theater.de