US-Drogenhändler Mickey Pearson (Matthew McConaughey) hat in seiner Wahlheimat London ein florierendes Unternehmen aufgebaut. Seine findige Geschäftsidee: Auf der britischen Insel gibt es jede Menge verarmten Adel mit Besitztümern, die hohe Kosten verursachen. Er greift den Blaublütern finanziell kräftig unter die Arme, errichtet im Gegenzug unter ihren Anwesen riesige Marihuana-Plantagen. Die Ernte hat ihn zum Millionär und Teil der Upperclass gemacht.

Nun aber will er den Drogenhandel aufgeben, um sich mit Ehefrau Rosalind (Michelle Dockery) ins Oberschicht-Privatleben zurückzuziehen. Seine rechte Hand Ray (Charlie Hunnam) hat mit dem geldgierigen Matthew Berger (Jeremy Strong) auch schon den richtigen Käufer zur Hand. Doch auch die Londoner Unterwelt ist scharf auf Mickeys Imperium. Zudem will der Privatermittler Fletcher (Hugh Grant) auf Mickeys Kosten seine Schäfchen ins Trockene bringen.

Mit Filmen wie „Bube, Dame, König, Gras“ (1998) oder „Snatch – Schweine und Diamanten“ (2001) hat der britische Regisseur Guy Ritchie einen neuen stylischen Gangsterfilm etabliert, sozusagen als britische Antwort auf Quentin Tarantino. Nun kehrt er nach Großproduktionen wie „Sherlock Holmes“ oder „Aladdin“ mit „The Gentlemen“ in sein ureigenes Gangster-Genre zurück. Und erweist sich erneut als Meister pointenreicher Dialoge, irrwitziger Kameraeinstellungen und abstrus schwarzhumoriger Hakenschläge. Dabei zitiert er auch ungeniert die genretypische Kinogeschichte, immer passend unterlegt mit kultigen Rockhits des vergangenen Jahrhunderts.

Nie ist wirklich klar, ob die Ereignisse tatsächlich so stattfinden, wie es scheint. Denn Ritchie hat sich als Rahmenhandlung mit der Schnüfflerfigur Fletcher einen Erzähler ausgedacht, der den Drogenbaron mit einem Filmdrehbuch, Hauptrolle Mickey Pearson, erpressen will. Hugh Grant spielt den schmierigen Gauner, der bei Mickeys Vertrautem Ray auftaucht, mit großartiger Lässigkeit. Schon allein diese portionierte Vier-Augen-Suada ist ein Highlight dieses Films.

„The Gentlemen“ kann mit einem exzellenten Darstellerensemble aufwarten, das geschwätzig und schlagkräftig auftritt. Allen voran Colin Farrell als Chef eines Jugendsportclubs, dessen Zöglinge ihr eigenes Hühnchen mit Pearson rupfen. Natürlich bietet „The Gentlemen“ auch jede Menge frontal choreografierte Actioneinlagen und bitterböse Komik.

Als Pearsons Leute einen Gegner versehentlich aus dem Fenster werfen, heißt es nur: „Wir waren das nicht. Die Schwerkraft hat ihn getötet.“ Wie das Drehbuch überhaupt sehr dialog- und monologstark ist. Diese „Gentlemen“ sind einfach ein großer Spaß. Ein echter Ritchie eben.

„The Gentlemen“ GB 2020, 113 Min., ab 16 J., R: Guy Ritchie, D: Matthew McConaughey, Hugh Grant, Charlie Hunnam, Colin Farrell, im Abaton (OmU), Cinemaxx Dammtor (auch OF)/Harburg, Savoy (OF), Studio (OmU), Zeise (auch OmU); www.thegentlemen.movie/