Über mehrere Brücken muss man gehen, zumindest wenn man das Restaurant Yu Garden vom Museum am Rothenbaum aus ansteuert. Kaum hat man das Lokal betreten, fühlt man sich aber ohnehin von guten Elementen beschützt. Das neu eröffnete Restaurant Yu Garden verhilft dem Shanghaier Teehausensemble, das lange Zeit im Dornröschenschlaf lag, nach einer umfassenden Renovierung endlich wieder zu neuem Leben. Es ist nicht nur ein kulinarischer Treffpunkt, sondern soll ein Ort für all jene werden, die am deutsch-chinesischen Kulturaustausch wie auch an der Pflege der Wirtschaftsbeziehungen interessiert sind.

Und kulinarisch ist das schon mal geglückt. Im Innern ist keine Spur von der barocken Ausstattung, die man hierzulande in China-Restaurants so häufig findet. Alle Pavillons sind hochwertig gestaltet, die Wände wurden in gedeckten Farben gestrichen, das Mobiliar besteht aus edlem, dunklem Holz und vermittelt die ideale Fusion aus Tradition und Zukunft. Auffällige, farbige Reispapierlampen in Fisch- oder Zwiebelform sorgen für viel Atmosphäre, verorten das Restaurant aber eindeutig in der Gegenwart.

Und auch die Karte kann sich sehen lassen. Beim Business Lunch gibt es wahlweise eine Suppe oder zwei hausgemachte Frühlingsrollen vorneweg, die mit einer Einlage aus Gemüse und Hähnchen frisch zubereitet besonders schön kross geraten. Auch die Chilisauce überzeugt. Im Anschluss bezaubert der Lachs vom Teppanyaki-Grill mit Teriyakisoße und Wokgemüse (13,50). Dazu eine Kanne nicht zu blassen, angenehm würzigen Jasmin-Tees. Genau die richtige Kombination für einen nasskalten Hamburger Mittag.

Aufwendiger wird es auf der Abendkarte. Und auch hier findet sich hochwertige Shanghaier Küche. Als Vorspeise locken eine Suppe aus einer Pilz-Variation oder auch die beliebten gebackenen Teigtaschen, gefüllt mit Hühnerfleisch und Gemüse (Vorspeisen 5,50 bis 9,50) Vegetarier werden etwa beim Mapo Tofu Sichuan-Art froh. Fleischesser dürften die sautierten Rindfleischwürfel mit schwarzem Pfeffer (Hauptgerichte 12,50 bis 26,50) glücklich machen. Dazu stehen sowohl gute Tropfen aus Europa als auch zwei Sorten Cabernet Sauvignon aus China zur Auswahl (Glas 6,50).

Auch der Service ist angenehm unaufdringlich und äußerst zuvorkommend. Um das Programm kümmert sich Wolfgang Wen, die Gastronomie liegt in den Händen von Quiyi Chen, und der ist in Hamburg kein Unbekannter. Er betreibt bereits unter anderem das für Qualität bürgende Ni Hao und das Copper House. Es ist ein positives Signal, dass das Yu Garden nun in den Händen kompetenter Gastronomen wiederaufersteht. Denn es residiert in einem Ensemble mit einer besonderen, auf Völkerverständigung ausgerichteten Tradition.

Bereits 2006 hat die Stadt Shanghai den faszinierenden Gebäudekomplex als Zeichen der Städtepartnerschaft der Stadt Hamburg für die Dauer von 30 Jahren zur unentgeltlichen Nutzung überlassen. Das Ensemble verbindet chinesische Architektur und Gartenbaukunst in Feng-Shui-Manier auf rund 3400 Quadratmetern. Auch in Shanghai gibt es einen Yu Garden mit einem Yuyuan-Teehaus aus der Ming-Dynastie und einem Teehaus als Hauptgebäude.

Aufgrund witterungsbedingter Schäden war das Hamburger Ensemble zuletzt jedoch stark renovierungsbedürftig. Nun lässt es sich hier nicht nur aufs Angenehmste speisen, die schönen, großzügigen Räume bieten auch einen idealen Rahmen für Feierlichkeiten und Tagungen. Ideale Voraussetzungen, dass das Yu Garden wieder ein Ort der kulturellen Begegnung werden wird.

Yu Garden Feldbrunnenstraße 67 (Bus 109), Mo–Fr 12.00–22.30, Sa/So 11.00–22.30, Business Lunch Mo-Fr 12.00–15.00 (außer an Feiertagen), T. 37 50 20 20