Wie groß darf die Kleinkunst sein, bis sie zur Popcorn-Comedy wird? Diese Frage stellt sich diese Woche gleich zweimal. Ob Mario Barth und Atze Schröder darauf ’ne Antwort haben, sei dahingestellt. Die Barclaycard Arena aber ist für beide eine Art Wohnzimmer. Und Barth, der vor zwei Jahrzehnten in Hamburg im Ende 2001 geschlossenen Eppendorfer Brettl-Kabarett Mon Marthe ganz klein anfing, ist inzwischen der Künstler mit den meisten Auftritten in der Arena: Am 15, Februar (19 Uhr) kehrt der Berliner bereits zum 23. Mal in die Multifunktionshalle zurück.

Barths Thema ist im Grunde dasselbe wie stets, das Verhältnis zwischen den Geschlechtern: „Männer sind faul, sagen die Frauen“, heißt es in der Zusatzshow des Paartherapeuten für einfach Gestrickte, für die auch der Oberrang der Arena geöffnet wird (Karten zu 36,95 bis 57,95 Euro).

Atze Schröder hat in Bahrenfeld ebenfalls schon vor bis zu 12.000 Fans gespielt. Für den Ruhrpott-Comedian ist Hamburg immer auch ein Heimspiel, trommelte er hier doch Mitte der 1990er-Jahre im Schmidt Theater als Schlagzeuger der Band The Proll. Die Minipli-Perücke und (zu) enge T-Shirts trug der Ex-Musiker, der zeitweise auch auf St. Pauli gewohnt hat, bereits damals gern.

Bemerkenswert: Vorige Woche entschuldigte er sich in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ bei einer Holocaust-Überlebenden für die Nazi-Verbrechen seines vor neun Jahren gestorbenen Vaters. Dabei ist der (Talk-)Show-erprobte Schröder bisher nur als Kunstfigur bekannt, in dessen Biografie steht, er sei mit dem Vornamen Thomas 1965 in Essen-Kray geboren und mit Mutter, Großmutter und Schwester aufgewachsen. Sei’s drum, am Valentinstag (14.2., 20 Uhr) möchte Atze in der Barclaycard Arena „Echte Gefühle“ offenbaren. Im neuen Programm will der Komiker vor bis zu 8000 Besuchern loskommen von Smartphones, Social Media, Siri und Alexa (Einheitspreis: 43,20 Euro).

Nicht zu vergessen die echte Kleinkunst. Nektarios Vlachopoulos ist ein sehr gutes Beispiel, wie aus einem scharfsinnigen Wettdichter ein mehrfach ausgezeichneter Kabarettist werden kann. Der Sieger der deutschsprachigen Poetry-Slam-Meisterschaften von 2011 präsentiert sich am heutigen 13. Februar im Polittbüro als „Deutschlehrer mit griechischem Inte­grationshintergrund“. Ebenso am Steindamm 45 in St. Georg zu Gast sind tags darauf (je 20 Uhr) Christoph & Lollo. Christoph Drexler und Lorenz „Lollo“ Pichler stehen für abgründigen Wiener Humor, verpackt in Protestlieder auf Gitarre oder am Klavier (Karten 15/erm. 10 Euro.)

Doch auch Hamburgs Kabarett-Theater in bester Eppendorfer Randlage, das Lustspielhaus (Ludolfstraße 53), bietet zwei unterhaltsame respektive scharfzüngige Satiriker. Jens Neutag geht am heutigen 13.2. in seinem siebten Programm „Mit Volldampf“ an die Probleme – wie es die „Generation um die 40“ eben kann. Wilfried Schmickler könnte mit 65 Rentner sein, macht das aber weder als Co-Gastgeber der WDR-„Mitternachtsspitzen“, der langlebigsten deutschen Kabarettsendung, noch auf der Bühne. „Kein Zurück“ sagt sich der auch als „linguale Axt“ bekannte Rheinländer am 14.2. (je 20 Uhr, Karten zu 17 bis 31 Euro). Stattdessen blickt Schmickler nach vorn – und durch.