„Ist Sarastro wirklich der Gute, ist die Königin wirklich die Böse?“ Intendant Marius Adam gerät fast in Rage. Die Frage brennt ihm unter den Nägeln: „Die Königin trauert um ihre Tochter, sie wurde ihr weggenommen. Sarastro ist nicht nur die Güte in Person. Der hat ein Kind einfach zu sich genommen, verlangt von ihm Liebe und verbietet den Kontakt zur Mutter.“ Marius Adam ist Bariton – den Papageno in Mozarts „Zauberflöte“ hat er mehr als 1000-mal gesungen – , das Stück kennt er also aus dem Effeff. Doch in den beiden kommenden Premieren des Mozart-Klassikers an der Max-Brauer-Allee – im Theater für Kinder und in der Kammeroper – steht der Intendant des Allee Theaters diesmal nicht auf der Bühne. Er führt mit Andreas Franz gemeinsam Regie bei der „Kleinen Zauberflöte“.

„Wenn wir eine Oper gleichzeitig für Erwachsene und Kinder machen, dann gibt es natürlich Synergieeffekte“, erläutert Barbara Hass. Die gelernte Schauspielerin, Autorin und Kostümbildnerin sowie Gattin des verstorbenen Allee-Theater-Intendantin Uwe Deeken blickt auf jahrelange Erfahrung zurück. Viele Opernklassiker liefen auf beiden Bühnen. „Mit der Dramaturgie können wir so viel ausführlicher und gründlicher sein, als wenn wir nur für ein Haus arbeiten würden. Wir kristallisieren den großen Kern der Geschichte heraus. Der ist auch für Kinder gültig.“

Barbara Hass’ Version und Mozarts Original spielen in einer Fantasiewelt

Zauberwelten, Märchen hin und her, beide Inszenierungen – die für Kinder bearbeitete Version von Barbara Hass und Mozarts Originalfassung für Erwachsene – werden in einer bunten Fantasiewelt spielen, in der Klein und Groß ihren Assoziationen freien Lauf lassen können. „Der Mensch ist im Mittelpunkt bei diesem Werk. Er soll wirklich über allem stehen“, sagt Marius Adam. „Es ruft zum Frieden auf!“, wirft Barbara Hass ein. „Wir sind nicht für ein Gegeneinander, sondern für ein Füreinander und Nebeneinander, wir wollen nicht trennen. Da geht es nicht um Recht oder Unrecht, sondern um friedliche Koexistenz, und der, der da versagt, der nicht tolerant sein kann, ist der Verlierer. Das zeigen wir schon den Kindern.“

Schon bald, nachdem 1996 die Hamburger Kammeroper gegründet wurde – das Theater für Kinder gibt es bereits seit 1968 –, begann die Leitung große Opern parallel zu produzieren, zum Beispiel den „Freischütz“ oder „Zar und Zimmermann“. Doch das, so erinnert sich Barbara Hass, lief anfangs gar nicht so rund: „Die Erwachsenen dachten ,Ach, das ist die Kinderversion, warum sollen wir uns die abends anschauen?‘ Dann haben wir die Sache für ein paar Jahre auf Eis gelegt.“

Dass die Idee „Doppel-Version eines Opernklassikers für Jung und Alt“ seit ein paar Jahren im Allee Theater wieder gut ankommt, hängt mit der etwas geänderten Erwartungshaltung des Publikums und des stetig steigenden Niveaus im Allee Theater zusammen, da ist sich Barbara Hass sicher: „Zum einen liegt es daran, dass unsere Kammeroper sich den Ruf erworben hat, interessante und gut durchdachte Inszenierungen zu machen und: Wir haben sehr gute Sänger. So weiß unser Publikum, dass es abends kein Kinderstück, sondern echte (Kammer-)Oper zu sehen und hören bekommt.“

Mozart: „Die kleine Zauberflöte“ ab 5 Jahren, Premiere Sa 8.2., 14 Uhr (ausverkauft), bis 17.5., Theater für Kinder (Bus 15, 20, 25), Max-Brauer-Allee 76, Karten ab 14,50 Euro

„Die Zauberflöte“ Premiere Fr 21.2., 19.30 Uhr, bis 16.6., Kammeroper, Max-Brauer-Allee 76, Karten ab 32 Euro (Premiere ab 39 Euro) jeweils unter T. 38 25 38; www.alleetheater.de