Das historische Schwarz-Weiß-Foto von Martin Dibobe hängt an einer weißen Wand. Es zeigt den gebürtigen Kameruner nach seiner Anstellung 1906 in Berlin. Er steht vor einer Untergrundbahn, an seinem Körper trägt er eine zugeknöpfte Uniform der Berliner Verkehrsbetriebe, sein Blick ist ausdruckslos in die Kamera gerichtet. Neben dem Foto hängt eine Chronologie seiner Lebensdaten. Geboren ist er 1876 als Quane a Dibobe. Später, in Deutschland, erhielt er den Namen Martin, dort war er Mitbegründer der deutschen Sektion der internationalen Schwarzen-Vereinigung und trat ein für die Rechte der Afrikaner. Nach 1929 enden die aufgelisteten Lebensdaten. Darunter stehen zwei Wörter: Todesjahr ungewiss.

Das Foto von Martin Dibobe ist Teil einer Bildreihe aus 27 Porträt-Fotografien im Rahmen des Projekts „Homestory Deutschland – Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart“. Sie ist jetzt im Altonaer Museum zu sehen und wird ergänzt durch die Fotoreihe „Schwarzes Hamburg“ von Lemia Monét Bodden. Speziell gehe es in der Ausstellung darum, so die Ankündigung der Veranstalter, „die Geschichte und Gegenwart von schwarzen Menschen in Hamburg hervorzuheben und zu zeigen, dass schwarze Menschen in Deutschland eine historische und einflussreiche Präsenz haben“. Dabei reicht die Bandbreite vom Kriminalhauptkommissar Mike Reichel über die Schauspielerin Nisma Cherrat bis zur Musikerin Onejiru. Viele Generationen und Gesellschaftsschichten sind vertreten.

Komplettiert wird die unbedingt sehenswerte Ausstellung durch die Videoinstallation „Millis Erwachen“ von Natasha A. Kelly. Im Zentrum des Werks: acht schwarze deutsche Frauen und ihre Suche nach einer selbstbestimmten Position innerhalb einer weißen Mehrheitsgesellschaft.

Die dreiteilige Schau ist Bestandteil des „Black History Month“, der weltweit im Februar gefeiert wird, die erste Hamburger Ausgabe fand 1996 statt. Ein musikalischer Höhepunkt im Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe dürfte der Auftritt der Hip-Hop-Künstler JuJu Rogers und Negroman am Freitagabend im Häkken sein, handelt es sich doch um Musiker, die sehr bewusst Genregrenzen überwinden und sich als genaue Beobachter gesellschaftlicher Zustände erwiesen haben. So sagt JuJu Rogers etwa über sein Album „40 Acres N Sum Mula“, es spüre persönlichen Wurzeln nach und analysiere, was diese für ihn in der „postkolonialen Wirklichkeit“ bedeuten.

Ausstellung bis 24.2, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, sonnabends und sonntags 10 bis 18 Uhr, Dienstag geschlossen, Altonaer Museum (S Altona), Museumsstraße 23, Eintritt frei
Konzert Fr 7.2., 20 Uhr, Häkken (U St. Pauli), Spielbudenplatz 21–22, Karten: 21 Euro