Sie mag es leger. Zumindest privat. Alexandra Kamps heller Pullover, einem Norweger ähnlich, stammt indes weder aus dem hohen Norden noch hier aus Hamburg. Sondern – günstig geschossen – aus New York. Das Stück, auf das sich Alexandra Kamp eingelassen hat, spielt ebenfalls in New York. Dort geht ein verheirateter Anwalt aus Manhattan „Eine verhängnisvolle Affäre“ mit einer Verlagslektorin ein. Die heißt mit Vornamen auch Alex. Diese Alex Forrest wird jedoch auf der Bühne wie im Film englisch „Ällekks“ ausgesprochen, sagt Alexandra Kamp lächelnd über ihre Rolle.

33 Jahre ist es her, dass der US-Thriller mit Michael Douglas und Glenn Close in die Kinos kam. Erst jetzt aber, am 26. Januar, erlebt die Bühnenfassung in den Kammerspielen ihre deutschsprachige Erstaufführung. Erstaunlich und für Alexandra Kamp reizvoll zugleich.

„Ich habe mir für die Rolle auch einen Ring gekauft, er geht anscheinend nicht mehr ab“, erzählt die Schauspielerin lachend. Der Hintergrund ist ernster: „Alex Forrest hat niemanden in ihrem Leben. Sie hat sich mit diesem eheringähnlichen Statussymbol selbst beschenkt, trägt ansonsten keinen Schmuck“, erläutert sie.

Die Rolle ist für sie Neuland, nicht jedoch Hamburg mit dem Grindelviertel und den Kammerspielen. Hier feierte sie 2013 in Hans Scheibners Wirtschaftskomödie „Die Geiselnahme“ an der Seite von Tim Grobe ihr hanseatisches Bühnendebüt und enterte danach mehrmals das Theaterschiff: mit dem Dauerbrenner „Gut gegen Nordwind“ und dem Nachfolge-Zweipersonenstück „Alle 7 Wellen“.

Die gefragte Film- und- Fernsehschauspielerin, die in Hape Kerkelings
Kinoerfolg „Horst Schlämmer – Isch kandidiere“ ihr komisches Talent auch auf der großen Leinwand nachwies, gönnt sich öfter Zeit für ungewöhnliche Bühnen-Engagements: Zweimal spielte sie schon bei den Nibelungenfestspielen in Worms.

Für „Die verhängnisvolle Affäre“ jedoch musste sich die Wahlberlinerin kurz vor den Proben neu einstellen: Simon Licht, den die Kammerspiele erst im August als Hauptdarsteller angekündigt hatten, sagte ab. Glück im Unglück für Kamp und Co.: Mit Einspringer Michael von Au spielte sie in München in Florian Zellers Komödie „Die Wahrheit“ bereits ein Paar. Und: Von Au ist in Hamburg als Oberst in „Jacobowsky und der Oberst“ sowie als „Der dressierte Mann“ (jeweils Komödie Winterhude) noch in bester Erinnerung.

Dazu kommt Christian Nickel. Er hat an den Kammerspielen bereits „Die Jungs im Herbst“ inszeniert. „Es ist ein gutes Gefühl, einen Regisseur zu haben, der selbst ein herausragender Schauspieler ist“, sagt Kamp. So jemand könne sich viel besser in die Lage eines Darstellers versetzen, meint sie. Der Regisseur, einst vom großen Theatermacher Peter Stein entdeckt, sehe sich wie sie als Teamplayer.

„Einen Film nachzuspielen, das kann nicht unser Ziel sein“, erläutert Kamp. Stattdessen will das vierköpfige Ensemble auch hinter einem Gaze-Vorhang spielen, um Überlappungen zu zeigen. Kamp: „Wir vertrauen in die filmische Intelligenz des Zuschauers.“ Ihre Alex, ist sie nicht doch eine Femme fatale? „Nicht unbedingt. Die Dinge, die Alex tut, geschehen aus einer inneren Not heraus.“ Das alles darzustellen, die Widersprüche ihrer Figur, ist eine große Aufgabe. „Alex ist im Grunde eine verlorene Seele“, hat Kamp erkannt. „Die Aufgabe eines Schauspielers ist, nicht lesbare Schichten herauszuarbeiten“, erklärt sie das psychologisch Herausfordernde.

Dennoch geht es auf der Bühne offenbar ebenso handfest zu wie im Film. Alex Kamp schiebt – ganz unprätentiös – die Ärmel ihres Pullovers hoch: Zu sehen sind Kratzer, Schrammen, auch einige blaue Flecken. Zeugnisse harter Probenarbeit.

Eine verhängnisvolle Affäre deutschsprachige Erstaufführung So 26.1., 19 Uhr, bis 7.3., Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9–11, Karten zu 10 (ermäßigt) bis 43 Euro unter T. 413 34 40