Der deutsche Film der 90er hat so einige Perlen hervorgebracht. „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ gewann 1997 den Deutschen Filmpreis. Mario Adorf spielte in der mit weiteren Stars wie Götz George, Heiner Lauterbach und Gudrun Landgrebe besetzten populären Kinokomödie (3,2 Millionen Besucher) den Namensgeber und Padrone des Restaurants Rossini. In dem ging die Medien- und Filmszene Münchens ein und aus.

Nevio Fontaniello ist solch ein Ambiente nicht unbekannt. 25 Jahre lang war er Chef des Edel- und Promi-Italieners Palazzo schräg gegenüber vom NDR-Funkhaus an der Rothenbaumchaussee in Harvestehude. Nun hat er das Lokal verpachtet – er wolle mit Ende 60 „nicht mehr so oft bis zwei, drei Uhr nachts“ arbeiten.

Stattdessen führt Fontaniello seit Kurzem das Hamburger Rossini. Dafür hat er an der Eppendorfer Landstraße die Räume einer früheren Kinder-Boutique umgestalten lassen. Entstanden ist so ein kleines Lokal, das schon dank des markanten Rotlichts, der rot-weißen Tischdecken und der Fensterfront auffällt.

Nevios Rossini trägt den Zusatz „Caffè Italiano“. Ein Besuch am frühen Abend zeigt indes, dass sich hier auch gut, ja sogar sehr gut speisen lässt – zu äußerst fairen Preisen. Zwar gerät der Service anfangs etwas holperig, wenn man als Gast nicht selbst italienisch parliert, ist im weiteren Verlauf aber umso herzlicher.

Zwei Sorten Brot und fruchtig-würzige Oliven aus Napoli gibt es als Willkommensgruß. Den frischen Geschmack der Bruschetta (4,50 Euro) rundet ein Grana Padano ab. Der zweite Vorspeisen-Klassiker, Vitello tonnato (8,50 Euro), entpuppt sich aufgrund der Qualität des Kalbfleisches und der hausgemachten Thunfisch-Mayonnaise als wahre Delikatesse. Auf der kleinen Karte stehen auch die Spaghetti Aioli & Peperoncino – al dente und fruchtig scharf. Für ebenfalls 8 Euro ex­trem reell, reichhaltig und schmackhaft ist der Hühnersuppeneintopf von der Tageskarte. Eine Flasche San Pellegrino (0,75 l für 5,50 Euro) löscht den Durst; insbesondere zum Vitello tonnato passt der Trebbiano (0,2 l zu 5 Euro) sehr gut, ein wohlschmeckend fruchtiger Weißwein.

Die Qualität der Speisen erklärt sich: Einen Koch habe er aus dem Palazzo mitgebracht, erzählt Padrone Fontaniello vor der Vitrine mit Köstlichkeiten aus Bella Italia. Womöglich schon im Frühjahr können die Gäste im Rossini anstatt an den alten Boutique-Scheiben an neuen Schiebefenstern sitzen – oder draußen auf dem Pflaster. Da kommt Vorfreude auf. Und bei der Namensgebung habe er nicht etwa an das Film-Lokal Rossini gedacht, vielmehr an den Komponisten („Der Barbier von Sevilla“), sagt Nevio auf Nachfrage.

Rossini – Caffè Italiano (Bus 34, 114), Eppendorfer Landstraße 15, mitttwochs bis montags jeweils 9bis 22 Uhr, Di Ruhetag, T. 46 96 14 23