Es ist das Jahr zwei nach dem Rückzug des unbestechlichen Henning Venske von der Bühne, das dritte Jahr nach der Amtseinführung eines gewissen(losen) Donald Trump und das vierte Jahr nach einer Volksabstimmung der Briten im Sommer 2016, die gemeinhin als „Brexit“ Eingang in den Sprachgebrauch gefunden hat. Doch auch ohne den satirischen Aufklärer Venske und seine zur Tradition gewordenen „Jahres-Schauer“ steht die erste Hälfte des Januars in Alma Hoppes Lustspielhaus im Zeichen der Rückblicke.

„Wo Wahn zu Sinn wird, wird Kabarett zur Pflicht“, formuliert es Thomas Reis auf seine assoziativ-spöttische Art im Vorwort des aktuellen Lustspielhaus-Programmheftes. Der analytisch-sprachgewandte Kölner Zyniker, auch Co-Autor des Hamburger Duos Alma Hoppe, zündet am 8.1. mit „Das Beste zum Schluss“ selbst seine satirischen Böller.

Überhaupt ist Köln im Lustspielhaus überaus stark vertreten – nicht aber mit fernsehbekannten Karnevals- und Comedy-Nasen, sondern mit Frauen, die etwas zu sagen haben. So haben die Worte von Anny Hartmann mehr Gewicht, seit sie sich aufs politische Kabarett konzen­triert. „Schwamm drüber“, sagt sich die studierte Diplom-Volkswirtin, inzwischen mit mehreren Kleinkunstpreisen ausgezeichnet, in ihrer Analyse des Jahres 2019 am 6. und am 7.1.

Der Kölner Kabarettist Robert Griess kommt am 10. und 11.1. nicht allein zur „Jahresendabrechnung 2019“. Mit dem von ihm initiierten Ensemble Schlachtplatte tourt Griess alljährlich mit Kollegen, diesmal alle Frauen: wie im Vorjahr mit der Schweizerin Lisa Catena, dazu die Musikkabarettistin (und gebürtige Kölnerin) Sarah Hakenberg und Dagmar Schönleber aus Köln, Mitbegründerin der bundesweiten Aktion „Sisters of Comedy“.

Adrian Engels und Markus Riedinger alias Onkel Fisch waren auch bereits Teil von Griess’ Schlachtplatte, blicken aber noch lieber in ihrem Duo-Programm auf satirische Sternstunden 2019 zurück. Am 13.1. fragen die Kölner etwa, warum die Briten beim Brexit stur auf der falschen Seite fahren, wie es zu Ursula von der Leyens Wechsel von der „Gorch Fock“ in die Kapitänskajüte Europas kam oder wann genau Trump sein eigenes Gehirn feuerte. Das verspricht erneut Action-Kabarett.

Der prominenteste Jahresrückblicker im Lustspielhaus ist gewiss Florian Schroeder. Der smarte TV-Kabarettist („Spätschicht“/SWR), im Vorjahr noch mit seinem befreundeten Freiburger Kollegen Volkmar Staub zu Gast, blickt am 11. und 12.1. mit „Schluss jetzt!“ erstmals in Hamburg solo aufs abgelaufene Jahr – garantiert ohne Gesang.

Beim Duo Eisenberg & Kusenberg ist jener garantiert, haben die beiden Spötter mit Christian Hirdes doch einen Musikkabarettisten auf der Bühne. Die drei Satire-Vagabunden aus dem Ruhrgebiet machen am 3. Januar mit ihrem „Neujahrsempfang“ den Auftakt der Jahresrückblicke.

Dass solch einer auch ohne die große Politik zünden kann, zeigte Anfang 2019 äußerst unterhaltsam Thomas Kreimeyer. Der frühere Gewinner des Hamburger Comedy-Pokals bleibt am 4.1. in seiner „Rückwärtsbetrachtung“ seiner Linie treu: Im Dialog mit Zuschauern kitzelt er Alltägliches hervor. Gleiches thematisiert Hans Scheibner (83): Er will sich am 5.1. in „Auf ein Neues“ spleenigen Nachbarn und Ordnungsfanatikern widmen – auch mit neuen Songs. Und: Hamburgs nimmermüder Satire-Altmeister hat schließlich schon einige US-Präsidenten, Päpste und so manche Anfeindungen überlebt ...

Jahresrückblicke 2019 Fr 3. bis Mo 13.1., 20.00 (So 19.00), Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 17 (erm.) bis 31,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de