Der Soul lebt. Altmeister wie Lee Fields erfreuen sich großer Aufmerksamkeit, jüngere Sänger wie Michael Kiwanuka oder Leon Bridges tragen das Vermächtnis von Legenden wie Sam Cooke und Otis Redding weiter, und die im vergangenen Jahr gestorbene Aretha Franklin scheint allgegenwärtig und ist im Kino gerade in einer ergreifenden Dokumentation zu sehen.

In Hamburg genießt diese originär afroamerikanische Musik seit Jahrzehnten große Aufmerksamkeit. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefert der Soul Allnighter, der 1983 zum ersten Mal stattfand - damals noch im Kir an der Max-Brauer-Allee. In der Regel wird der Soul Allnighter zwei Mal im Jahr zelebriert und zwar immer an Ostern und Weihnachten – ohne dass dahinter eine tiefere Bedeutung steckt. Außer der, nach sechs bis acht Stunden Dauertanz ausschlafen zu können.

Die Single-Koordinatoren heißen seit 36 Jahren Leif Nüske und Olaf Ott. Die Herren, die sich Fab Boy Two nennen, haben über Jahrzehnte Berge von schwarzem Gold zusammengetragen, dass erst bei 45 Umdrehungen in der Minute zu glänzen beginnt. Immer noch begeben sie sich auf Flohmärkten und in gut sortierten Secondhand-Shops auf Schatzsuche, die in Großbritannien entstandene Northern- oder Rare-Soul-Bewegung hat sie auf so manches Goldstück aufmerksam gemacht, das dann später in ihren Vinylkisten landete, aber auch das eine oder andere Loch in ihre Geldbörsen riss, denn diese seltenen Fundstücke sind teuer. Was amerikanische Trödler früher für ein paar Cent hergaben, kann heute leicht einen dreistelligen Eurobetrag kosten.

Dass sich diese Black-Music-Veranstaltung seit Jahrzehnten ungebrochener Beliebtheit erfreut, verdankt sie in erster Linie der Musik, die von den Fab Boy Two auf die Plattenteller gelegt wird. Mainstream-Songs, die jeder Wald- und Wiesen-DJ in seinem Repertoire hat, sind verpönt. Die Fab Boy Two sind da unbestechlich und ihrem exquisiten Stilempfinden verpflichtet.

Soul Allnighter Mi 25.12., 22 Uhr, Mojo Club (U St. Pauli), Reeperbahn 1, Eintritt 10 Euro