Nun aber: Nach 42 Jahren und einer geradezu irrwitzigen Zahl von Raumschlachten geht die „Star Wars“-Saga mit „Der Aufstieg Skywalkers“ zu Ende. Die große, die wichtige, die alles umspannende Endschlacht in einer weit, weit entfernten Galaxis, beginnt jetzt, pünktlich kurz vor Weihnachten, an den Kinokassen.

Ein besserer Titel für Episode IX wäre allerdings „Niemals geht man so ganz“, denn Regisseur und Co-Drehbuchautor J.J. Abrams scheut vor etwas Leichenfledderei nicht zurück: Die obligatorischen Zeilen, die zu Beginn durchs Universum fliegen, kündigen es an, noch bevor das erste Lichtschwert geschwungen, das erste Raumschiff explodiert, der erste Sturmtruppler über den Haufen geschossen ist: „Die Toten sprechen.“ Danach darf 142 Minuten lang so ziemlich jeder, der schon einmal wichtig war, noch einmal mitspielen – ganz egal, ob er oder sie noch lebt oder schon vor viereinhalb Episoden den Weg allen Überirdischen gegangen ist. So ein Vaterkonflikt löst sich schließlich nicht mit einem Lichtschwert allein.

Apropos Väter: Wenn es ein übergreifendes Thema im „Star Wars“-Universum gibt, dann das angespannte Verhältnis zwischen Erzeugern und Nachwuchs. Mit Müttern gibt es übrigens keine Probleme: Die spielen entweder gar keine Rolle oder stehen zu ihren Kindern, und seien sie noch so missraten. Das leidige Thema (Groß-)Vaterschaft trägt auch „Der Aufstieg Skywalkers“: Ja, natürlich wird endlich aufgelöst, wer denn nun Rey Nachname unbekannt (Daisy Ridley) in die Welt gesetzt hat; nein, natürlich wird an dieser Stelle nicht verraten, wer das ist.

Kylo Ren (Adam Driver) hat ein klitzekleines Aggressionsproblem, Han Solo – äh, Pardon – Poe Dameron (Oscar Isaac) und Chewbacca (Joonas Suotamo) erleben zusammen mit Finn (John Boyega) tolldreiste Abenteuer in ihrer fliegenden Kiste, dem Millennium Falcon, und Rey versucht, ein Jedi-Ritter zu werden. Oder so etwas Ähnliches. Jedenfalls steht das Schicksal der ganzen Galaxis erneut auf dem Spiel: Der ultimative Bösewicht Imperator Palpatine (Ian McDiarmid), den man seit Ende der ersten (also zweiten, weil ja die Teile I–III erst nach den Teilen IV–VI entstanden sind) Trilogie in einem etwa vier Kilometer tiefen Lüftungsschacht des zweiten Todessterns entsorgt geglaubt hatte, spricht zu seinen Getreuen und hat einen neuen Plan zur Erlangung der Herrschaft über die Galaxis.

Damit der funktioniert beziehungsweise damit der durchkreuzt werden kann, ist eine Menge Hin und Her durch die Galaxis notwendig, epische Raumschlachten inklusive: Die inzwischen um die allzeit treuen Droiden C-3PO (Anthony Daniels) und BB-8 ergänzte Rasselbande des Widerstands auf der einen, Kylo Ren und seine sinistren Schurken auf der anderen Seite haben hoffentlich einen klimafreundlichen Antrieb – sonst sieht es schlecht aus für die CO2-Bilanz der Galaxis. Es geht munter von Planet zu Planet, von einer Rebellenbasis zu einem „nur alle 42 Jahre“ stattfindenden Festival durch die Wüste und weiter nach Endor, in die unkartierten und unkartierbaren Bereiche der Galaxis, die den Sith vorbehalten sind, ins galaktische Zentrum und zurück.

Zusammengehalten werden die teils wüsten Sprünge von einem dramaturgischen Kniff, der zu wohlwollendem Streichen durch Vollbärte der hipsterigen Kinogäste führen wird: dem Zitat, dem postmodernen Lieblingskind aller „Irgendwas mit Medien“-Macher. Man fragt sich schließlich ernsthaft, ob es überhaupt ein Drehbuch gegeben hat oder nur einen Handlungsstrang – und eine Checkliste: „Haben wir Episode VIII schon zitiert? Nein? Dann aber in der nächsten Szene.“

Was bei Episode VII noch charmant war, der Rückgriff auf Altbekanntes, wird langsam schal. So hübsch das alles aussieht, so laut es kracht und so bedeutungsschwanger alle in die Kameras schauen: Die Skywalkers, Solos und Palpatines dieser weit, weit entfernten Galaxis dürfen ihre nicht enden wollenden Familienfehden künftig gern unter sich austragen.

„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ USA 2019, 142 Minuten, ab 12 Jahren, Regie: J.J. Abrams, Darsteller: Daisey Ridley, Mark Hamill, Ian McDiarmid, im Astor (OmU), Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa (3D), Savoy (OF), Studio (OmU), UCIs Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek; https://disney.de/filme/star-wars-der-aufstieg-skywalkers