Eine Weile schien die Kelly Family Geschichte zu sein. 2004 erschien das für lange Zeit letzte Album „Homerun“, im selben Jahr landete das berühmte Hausboot der Familie im Technik-Museum Speyer. Familienpa­triarch und Vater von zwölf Kindern Dan Kelly, der seinen Nachwuchs mit harter Hand zum alternativen Popkonzern schmiedete, war 2002 gestorben.

Von da an lösten sich die Familienbande, und die Söhne und Töchter gingen eigene Wege. Aus „Paddy“ wurde Michael Patrick Kelly, der erfolgreichste Solist. Er spielte im Juni zweimal im ausverkauften Stadtpark. Die Sportskanone Joey Kelly avancierte zum schwer bezwingbaren Maskottchen und Erzrivalen von Stefan Raabs TV-Sportzirkus mit seinen Wok-WMs, Turmsprung-Meisterschaften und Stock-Car-Rennen. Auch Patricia und Maite gingen auf den verschlungenen Weg zwischen Fernsehshows und Soloplatten. Nesthäkchen Angelo hat mittlerweile seine eigene Musikfamilie gegründet und tourt mit seiner Frau Kira und – bislang – fünf Kindern. Läuft bei denen.

Aber alles hat seine Zeit, und dazu gehört natürlich ein Comeback. 2017 erschien das Nummer-eins-Album „We Got Love“ der wiedervereinten, wenn auch umbesetzten Kelly Family in der Aufstellung Kathy, John, Patricia, Jimmy, Joey Kelly und Angelo. Wenn die Kellys nun ergänzt durch Paul Kelly am 14. und 15. Dezember in die Barclaycard Arena kommen, steht aber ein anderes Album im Mittelpunkt: „Over The Hump“.

Das seinerzeit achte Album der seit Mitte der 70er durch Europa reisenden Kellys war damals mit 2,7 Millionen abgesetzten Einheiten ein Popwunder, profitierte aber in der Rückschau von einem perfekten Timing. Auf dem letzten Höhepunkt der goldenen CD-Ära und des MTV-Viva-Zeitalters erschienen die Kellys wie ein Gegenentwurf zu den kreischbunten Bonbon-Popstars und industriell gefertigten Boygroups und Eurodance-Formationen. Dagegen setzte die Kelly Family eine Erscheinung zwischen Folklore und Flohmarkt, Musikalität und ein Stil- und Lyrik-Sprektrum, das für jeden etwas anbot, das so unübersichtlich schien wie die der weit verästelte, wie Zellteilung rasant weiter wachsende Kelly-Stammbaum: Folk, Pop, Gospel, Blues, Rock. Liebe, Glaube, Hoffnung, Mystik, Märchen. Die bunte Tüte. Das Chinarestaurant Mykonos.

Die ätzende Kritik, Hohn und Spott, den die Kellys damals noch ohne Asozi­ale Netzwerke erntete, vereinte ihre Anhänger umso enger hinter ihren Idolen, so wurde nach „Over The Hump“ auch „Almost Heaven“ 1996 ein beachtlicher Erfolg. Und viele Fans sind seitdem treu geblieben. Für das Hamburger Konzert am Sonnabend gibt es nur noch eine Handvoll Restkarten im Oberrang. Der zweite Auftritt am Sonntag ist deutlich kleiner angesetzt, hier ist der Oberrang (die günstigste Kategorie) nicht geöffnet und im bestuhlten Innenraum und im Unterrang herrscht noch freie Auswahl.

Aber ob Sonnabend oder Sonntag, das Programm wird das gleiche sein. In der ersten Hälfte wird „Over The Hump“ zum 25. Jubiläum komplett mit allen 14 Songs von „Why Why Why“ über „An Angel“ bis „Santa Maria“ durchgespielt. In der zweiten Hälfte folgt ein Programm mit weiteren Kelly-Klassikern, Weihnachtsliedern und Traditionals. Mit Zugaben werden es gut 30 Songs sein, auf die sich die Fans freuen dürfen.

The Kelly Family Sa 14.12., 19.30 Uhr, So 15.12., 18 Uhr, Barclaycard Arena (S Stellingen + Bus 380), Sylvesterallee 10, Restkarten für 14.12. ab 44,90 Euro, Karten für 15.12. ab 64,90 Euro im Vorverkauf