Eine Nahaufnahme in schwarz weiß. Einzelne Haare fallen ins Gesicht. Die Stirn ist leicht gekräuselt, der Blick neugierig auf die Kamera gerichtet. Der Schauspieler Mickey Rourke ist unbekleidet, nur eine graue Decke bedeckt seine Schultern. Er ist einer von vielen Prominenten, die sich für den Fotografen Bob Leinders in eine Decke gehüllt haben. „Covered II – Famous Friends“ heißt der zweite Ausstellungsteil des eindrucksvollen Fotoprojektes, das ab jetzt in der Galerie Roschlaub zu sehen ist.

Es fing mit einem Familienfoto an. Vor einigen Jahren fotografierte Bob Leinders seine Tochter und deren Mutter in eine Decke gewickelt. Das Resultat empfand Leinders als so intim und ausdrucksstark, dass er immer öfter Menschen mit dieser bestimmten Decke in Szene setzte. So entwickelte sich eine Fotoserie, die der Niederländer bis heute weiterführt. Erst fotografierte Leinders Models, Arbeitskollegen oder Freunde. Doch nachdem sich Til Schweiger dazu bereit erklärte in die Decke zu schlüpfen, kamen vermehrt Prominente auf ihn zu, die Teil des Projektes sein wollten. Der Name „Covered“ – englisch für bedeckt – entstand in Südafrika, als Leinders Menschen aus den Slums in Phillipi vor die Kamera holte.

Dort wurde ihm auch die Botschaft seiner Kunst immer deutlicher: Für den Fotografen ist die Decke ein Symbol der Gleichheit aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen Schicht. Seine Fotomodelle tragen keine Kleidung, die sie gesellschaftlich voneinander unterscheiden könnte. Die Decke bietet Schutz vor der Schutzlosigkeit des Entblößens. Genau diese Verletzlichkeit möchte Bob Leinders einfangen. Doch was macht seine Fotos so kraftvoll? „Bob ist ein wahnsinnig ruhiger Mensch. Das überträgt sich auf diejenigen, die er fotografiert“, sagt die Galeristin Kirsten Roschlaub, die seit drei Jahren mit Leinders zusammenarbeitet. „ So entstehen besonders intime und ehrliche Momentaufnahmen.“

Bob Leinders wuchs in den Niederlanden auf und schloss seine Ausbildung zum Fotografen an der renommierten Akademie für bildende Künste St. Joost in Breda ab. Seitdem arbeitet der in Hamburg lebende Künstler für Firmen wie Nivea, Mercedes Benz und Samsung und zählt sowohl Beauty- als auch Mode-Fotografie zu seinen Schwerpunkten. Über einen befreundeten Fotografen kam der Kontakt zu Kirsten Roschlaub zustande, die sich von Leinders Werken sofort begeistert zeigte. 2016 organisierte die Hamburger Galeristin seine erste Ausstellung „Covered – The Story of a Blanket“ in der Galerie Roschlaub im Mittelweg. Die Schau war ein Erfolg.

Drei Jahre später gibt es nun die zweite Edition der Ausstellung – diesmal zeigen die Fotos ausschließlich Prominente wie Franziska Knuppe, Alec Völkel von „The Boss Hoss“ oder Mickey Rourke. Die 22 Porträts hängen bis März 2020 in der Galerie Roschlaub. Eine dritte Ausstellung danach ist nicht ausgeschlossen: „Ich habe keinen Grund aufzuhören“, schreibt Bob Leinders auf seiner Website. Er mache weiter, solange ihn die Menschen noch inspirieren. Das sollte also noch dauern.

„Covered II – Famous Friends“ bis Di 31.3., Di–Fr 10.00-18.00, Sa 11.00–15.00, Galerie Roschlaub (S Dammtor), Mittelweg 21, Eintritt frei; www.galerie-roschlaub.com